Die Waffenruhe zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel wurde um drei Wochen bis zum 18. Februar verlängert. Ursprünglich war geplant, dass israelische Truppen aus dem Südlibanon abziehen müssen. Doch die libanesische Armee rücke nicht schnell genug nach, um eine Rückkehr der Hisbollah in das Gebiet zu verhindern, argumentiert Israel. Im Gegenzug hat auch die libanesische Armee mehr Zeit, um sich im Süden Libanons zu positionieren und dort für Sicherheit zu sorgen. Was die Verlängerung für die Region bedeutet, erläutert SRF-Nahostkorrespondent Thomas Gutersohn.
Welche Reaktionen gibt es im Libanon?
Die libanesische Regierung hat der Waffenruhe zugestimmt. Unklar ist, wie sich die Hisbollah positionieren wird. Sie hat sich dazu noch nicht geäussert. Im Vorfeld hat sie davor gewarnt, dass «ihre Geduld nicht allzu sehr strapaziert werden solle». Tatsächlich ist die libanesische Armee nur sehr langsam in den Süden vorgerückt und hat nicht alle Gebiete unter ihrer Kontrolle. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die libanesische Armee nach dem Sturz des Assad-Regimes die Grenze zu Syrien sichert. Es macht also Sinn, diese Feuerpause etwas zu verlängern.
Wie stark ist die Hisbollah noch im Süden Libanons?
Der Süden Libanons ist das Kerngebiet der Hisbollah. Es können zwar Stellungen zerstört und Kämpfer abgezogen werden. Doch die Verwurzelung der Miliz in der Region ist stark, denn sie ist auch eine politische Partei und vertritt die Interessen der dortigen Schiiten. Das wird sich wohl auch nicht allzu schnell ändern. Viele Menschen dort sind aber frustriert. Denn die Hisbollah hilft nicht wie nach dem letzten Krieg 2006 beim Wiederaufbau. Und sie hat den Libanon in einen Krieg verwickelt, der nicht primär mit den Menschen dort zu tun hat.
Welche Hürden stellen sich der neuen Führung Libanons?
Mit Präsident Joseph Aoun und dem designierten Ministerpräsidenten Nauaf Salam hat der Libanon eine Führung, die nicht auf Hisbollah-Linie ist. Sie könnten den Libanon auf einen neuen Kurs bringen und die Armee im Süden weiter stärken. Doch der Verbleib der israelischen Truppen im Libanon könnte diesen Prozess auch gefährden. Denn Hardliner, darunter die Hisbollah, könnten die Situation nutzen, um die politische Lage weiter zu destabilisieren und Stimmung gegen Israel zu machen. Der politische Prozess im Libanon bleibt fragil.
Wie gefährlich bleibt die Lage?
Libanon hat eine neue Führung, die Armee wurde gestärkt und sie ist im Süden stärker präsent. Es gab ein Ende der Gefechte. Nun gilt es, diesen Prozess weiter voranzutreiben. Die Frage ist, wie sich die Hisbollah in den nächsten Wochen positionieren wird. Sie ist geschwächt, kann aber womöglich immer noch ein Störfaktor in dieser Beruhigung des Krieges sein. Idealerweise bringt diese Verlängerung der Feuerpause tatsächlich etwas mehr Zeit für die libanesische Armee, sich vollends im Süden zu positionieren, und somit auch für die israelische Armee, von da abzuziehen.