Sie sind etwas geheimnisvoll, die knapp 400'000 CDU-Mitglieder. Aber wenn jemand etwas über sie weiss, dann Parteiforscherin Viola Neu: «Klassische CDU-Mitglieder kommen aus den westlichen Bundesländern, sind männlich, über 60 Jahre und leben im ländlichen Raum.»
Ausserdem sind sie wie alle Parteimitglieder eher bildungsnah und mit gutem Einkommen – soweit konstant. Allerdings einfach so noch irgendwo unter einer Staubschicht ein Parteibuch liegen haben, ist passé.
Neue Kräfte bilden sich
«Früher war es eher so, dass viele nur eingetreten sind, um Mitglied einer Partei zu sein, um eben auch deutlich zu machen, dass man einer Partei nahesteht. Das hat sich im Zeitverlauf geändert», sagt Neu. Immer mehr Mitglieder würden in Parteien eintreten, um aktiv Politik zu gestalten.
Konsequenterweise nehmen wohl viele an der Wahl teil. Wenn die Mitglieder den Parteichef bestimmen, dann sind das jene, die ausgeprägtere Meinungen haben als reine Anhänger. Eine Studie zeigt: Die CDU ist linker als ihre Mitglieder. «Das ist ein Spagat, den Parteien und ihre Mitglieder und Wähler machen müssen», sagt Parteiforscherin.
Gerangel um Neuaufstellung
Es könnte zusätzlich akrobatisch werden, denn die Partei versucht, mit dem Einbezug der Basis eine Spaltung zu verhindern. Aber es bleibt der Unterschied Ost-West: Der Osten ruft laut nach Beteiligung und konservativem Kurs, aber im Westen sitzt die Mehrheit der Mitglieder.
«Das birgt natürlich das Risiko immenser Enttäuschungen, weil es eben hinterher Gewinner und Verlierer gibt», so Neu. Der Schuss könnte also nach hinten losgehen. Die Parteienforscherin der Konrad-Adenauer-Stiftung hält die Auswahl zwischen Norbert Röttgen, Friedrich Merz und Helge Braun allerdings für nicht besonders wegweisend.
CDU bleibt auch CDU
«Ich glaube, dass die Gemeinsamkeiten zwischen den drei Kandidaten überwiegen. Deswegen würde ich das nicht als Richtungswahl bezeichnen, sondern als eine Abstimmung von drei Kandidaten, die sehr stark im christlich-demokratischen Konsens stehen. Auch bei den Bewerbungsrunden war in den inhaltlichen Punkten kein sehr grosser Dissens auszumachen», meint Neu.
Welche Richtung sich die CDU-Mitglieder schlussendlich wünschen, wird im Moment aber wohl noch ein Buch mit sieben Siegeln bleiben, denn dazu gebe es keine Umfragedaten. Es bleibt spannend. Am Freitag ist klar, ob es eine Stichwahl braucht.