- Nordkorea hat nach Angaben Südkoreas erneut zahlreiche Ballons mit Plastikbeuteln voller Müll über die Grenze zwischen beiden Ländern geschickt.
- In den letzten zwei Tagen seien etwa 330 «Müll-Ballons» aus Nordkorea aufgestiegen, teilte der Generalstab in der Hauptstadt Seoul mit.
- Südkorea kündigte an, deshalb den nördlichen Nachbarn wieder mit Lautsprecher-Durchsagen zu beschallen.
Von den 330 Ballons sind mehr als 80 auf südkoreanischem Territorium niedergegangen. Die übrigen hätten vermutlich ihr Ziel nicht erreicht, teilte Südkorea mit.
In angehängten Beuteln hätten sich unter anderem Altpaper und Plastik befunden. Erste Untersuchungen ergaben, dass sie keine gefährlichen Substanzen enthielten. Die Menschen wurden trotzdem aufgerufen, die gelandeten Objekte nicht zu berühren.
Die Ballonaktionen Nordkoreas sind eine Reaktion auf ähnliche Aktivitäten südkoreanischer Gruppen. Diese versenden immer wieder Tausende Flugblätter und anderes Propagandamaterial mit riesigen Gasballons über die Grenze. In den Flugblättern kritisieren sie die autoritäre Führung des abgeschotteten Nachbarlands.
Nach Berichten südkoreanischer Medien unternahmen am Donnerstag und Freitag zwei verschiedene Gruppen solche Flugblattaktionen. Pjöngjang reagiert auf Propaganda von aussen in der Regel empfindlich und wirft der Regierung in Seoul vor, solche Ballonaktionen privater Gruppen zu unterstützen. Seit Ende Mai schickte Nordkorea mehr als tausend mit Abfallprodukten und teils mit Gülle gefüllte Ballons nach Südkorea.
Südkorea reaktiviert Propaganda-Beschallungen
Angesichts der wachsenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beschloss Südkoreas Regierung zuletzt, ein Militärabkommen mit Nordkorea von 2018 über vertrauensbildende Massnahmen an der Grenze auszusetzen. Damit machte sie unter anderem den Weg frei für die Wiederaufnahme von Militärübungen nahe der militärischen Demarkationslinie, aber auch für mögliche Propaganda-Beschallungen mit Lautsprechern in Richtung Norden.
Kurz darauf kündigte der Nationale Sicherheitsrat in Seoul an, den nördlichen Nachbarn wieder mit Lautsprecher-Durchsagen zu beschallen. Die Boxenanlagen sind entlang der Grenze aufgetürmt und nach Norden ausgerichtet. In der Vergangenheit strahlte Südkorea unter anderem Nachrichten und koreanischsprachige Pop-Musik in solch hoher Lautstärke aus, dass sie mutmasslich noch 20 Kilometer entfernt zu hören sind.
Die Beschallung mit Lautsprechern zählt zu den Mitteln der psychologischen Kriegsführung. Südkorea stoppte die Massnahme, nachdem es 2018 mit Nordkorea ein Abkommen zur Entspannung der Beziehungen geschlossen hatte. Doch mittlerweile liegt der Pakt faktisch auf Eis, nachdem Nordkorea sein Raketenprogramm vorangetrieben und den südlichen Nachbarn zum «Feind Nummer eins» erklärt hat.