- Nach gewaltsamen Protesten und zahlreichen Flugausfällen hat der Flughafen von Hongkong am Mittwochmorgen (Ortszeit) seinen Betrieb wieder aufgenommen.
- Zuvor war der Betrieb zwei Tage lang «ernsthaft gestört» und zeitweise ganz zum Erliegen gekommen, wie die Flughafenbehörde mitteilte.
Nachdem es am Dienstag zu Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen war, bei denen diese auch Tränengas einsetze, hatte sich die Lage später beruhigt. Am frühen Mittwochmorgen harrten nur noch wenige Protestierende in dem Gebäude aus, in dem sich zuvor tausende
schwarz gekleidete Demonstranten versammelt hatten.
Schlangen vor den Check-In-Schaltern
Die Flughafenbehörde erklärte, sie habe eine einstweilige Verfügung erwirkt, die es Demonstrierenden verbiete, den Betrieb des Flughafens zu stören. Zudem dürften sie sich nur noch in speziellen Bereichen aufhalten. Augenzeugen zufolge öffneten Check-In-Schalter wieder, und es bildeten sich davor Schlangen hunderter gestrandeter Reisender. Arbeiter reinigten unterdessen das Gebäude von Blut und beseitigten Trümmer.
Die Polizei warf den Demonstranten vor, sie hätten einen Besucher und einen Journalisten angegriffen. Die Polizei nahm fünf Personen fest, damit steigt die Zahl der Inhaftierten seit Beginn der Proteste auf über 600.
Hongkongs Regierung hat die Gewalt von Demonstranten am Hongkonger Flughafen verurteilt. Es habe sich um «entsetzliche Taten gehandelt», sagte ein Sprecher der Hongkonger Regierung nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.
Trump meldet chinesische Truppenbewegungen
Laut US-Präsident Donald Trump verlegt China bereits Truppen an die Grenze zu Hongkong. Trump berief sich dabei auf US-Geheimdienstinformationen. Es blieb zunächst unklar, ob er von neuen Truppenbewegungen sprach oder von Verlegungen, über die in den Medien zuvor berichtet worden war. «Unsere Geheimdienste informieren uns, dass die chinesische Regierung Truppen an die Grenze nach Hongkong verlegt. Jeder sollte sich ruhig und sicher verhalten», twitterte der US-Präsident.
Der letzte Gouverneur der früheren britischen Kronkolonie, Chris Patten, sagte der BBC, eine Intervention Chinas in Hongkong wäre eine Katastrophe. Es sei nicht hilfreich, dass China mit «anderen Methoden» drohe, sollten die Proteste nicht aufhören. Die Verwaltung der Millionenstadt war 1997 an China zurückgegeben worden, aber mit besonderen Rechten wie einer unabhängigen Justiz und freier Meinungsäusserung versehen. Diese Rechte sehen die Regierungskritiker nun in Gefahr.
Hongkongs Regierungschefin Lam erklärte, die jüngste Gewalt drohe das global bedeutende Finanzzentrum ins Chaos zu stürzen. «Hongkong als offene, freie, sehr tolerante, wirtschaftlich stabile Stadt wird schwere Wunden davontragen», sagte Lam. «Die Erholung könnte lange dauern.»
Die UNO-Menschenrechtsbeauftragte Michelle Bachelet forderte die Behörden in Hongkong zur Zurückhaltung auf. Es müsse einen Dialog mit den Demonstranten geben, um die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen. Die Behörden müssten zudem Anzeichen nachgehen, dass auf unzulässige Weise Tränengas auf Demonstranten gefeuert worden sei. Hier seien offenbar schwere Verletzungen und Tote in Kauf genommen worden.