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Trumps Reaktion auf Schüsse Neurologe: «Menschen handeln sehr zielgerichtet»

Die Reaktion von Donald Trump nach dem Attentat gibt zu reden. Nicht nur, dass er kurz nachdem auf ihn geschossen wurde, die Faust in die Luft reckte, sondern auch, dass er darauf drängte, seine Schuhe wieder anziehen zu dürfen. Wie ist diese Reaktion in einer Extremsituation zu bewerten? Ein Neurologe gibt Auskunft.

Dominik Bach

Neurologe

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Prof. Dominik Bach ist Professor für Künstliche Intelligenz und Neurowissenschaften am Transdisziplinären Forschungsbereich «Life and Health» der Universität Bonn. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung mathematischer Modelle für die Planung komplexen menschlichen Verhaltens in naturalistischen Umgebungen.

SRF News: Konnte Trump in diesem Schockmoment schon rational reagieren? 

Dominik Bach: Was wir in unserer Forschung sehen, ist, dass Menschen, auch wenn sie scheinbar schnell und instinktiv handeln, sich oft sehr zielgerichtet und rational verhalten – auch wenn das vielleicht nicht bewusst zugänglich ist in dem Moment.

Betroffene beachten dabei auch ökonomische Faktoren: also etwa, welchen Gewinn man aus bestimmten Reaktionen zieht oder zum Beispiel auch, wie viel Energie bestimmte Reaktionen erfordern. Das ist in der Natur sehr wichtig: wenn man daran denkt, dass man zum Beispiel länger wegrennen muss vor einer Bedrohung. Von daher hat es mich nicht überrascht, dass Donald Trump an seinen Gewinn denkt – also was nun die besten Bilder produziert.

Sie untersuchen ja das Verhalten von Menschen in Extremsituationen. Wie unterscheiden wir uns da? 

Die Reaktion ist einerseits ein Produkt der Situation, und zum anderen gibt es aber auch Zufälligkeiten. Darüber hinaus gibt es aber sehr stabile Unterschiede zwischen den Menschen: Gewisse Menschen entscheiden sich systematisch häufiger, die Flucht zu ergreifen oder um Hilfe zu rufen. Unterschiede bestehen auch darin, wie sie flüchten – also beispielsweise, ob sie rückwärts laufen und die Bedrohung anschauen. Oder ob sie einfach wegrennen und dadurch schneller sind. 

Warum gibt es diese Unterschiede? Wer schaut hin, und wer schaut weg? 

Bei der Flucht ist es so, dass wir sehen, dass Menschen, die in Fragebögen angeben, dass sie furchtsamer sind oder bestimmte Tiere, wie etwa Spinnen fürchten, eher dazu neigen, wegzulaufen – und dann, wenn sie weglaufen, auch eher von der Bedrohung wegschauen. Wir sehen auch, dass es Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. Wobei natürlich nicht alle Frauen und nicht alle Männer gleich sind. Aber Männer neigen im Durchschnitt eher dazu, nicht wegzurennen.

Der Begriff «Fight or Flight» ist ein sehr altes Konzept: Heute sieht man das ein bisschen differenzierter.

Und dann gibt es noch ein Persönlichkeitsmerkmal, das wir «Sensation Seeking» nennen: Menschen, die den Nervenkitzel suchen, konfrontieren sich auch eher mit eine Bedrohung. Diese Personen neigen auch dazu, gewisse Extremsportarten zu betreiben.

Nun sprechen einige von «Fight-or-Flight-Reaktionen» und dass man bei Donald Trump eine «Fight-Reaktion» gesehen habe. Wie schätzen Sie das ein? 

«Fight or Flight» ist ein sehr altes Konzept: Heute sieht man das ein bisschen differenzierter. Auch bei vielen Tieren – von denen diese Begriffe abgeleitet wurden – gibt es sehr viel mehr Reaktionen als nur Kämpfen oder Wegrennen. Tiere haben Zugriff auf Dutzende oder zum Teil Hunderte von verschiedenen Reaktionsmustern.

Ich glaube, es ist nicht zielführend, jetzt so ein Verhalten auf so ganz einfache Kategorien runterzubrechen. Donald Trump hat in diesem Moment ja nicht wirklich gekämpft, sondern er hat eine Geste gemacht. Das zeigt ja schon, dass es neben «Fight» und «Flight» auch noch andere Verhaltensweisen gibt. 

Das Gespräch führte Zoe Geissler.

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SRF4 News aktuell, 16.07.24, 16 Uhr ; 

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