- Knapp eine Woche nach der Inhaftierung von Kremlkritiker Alexej Nawalny demonstrierten am Samstag Zehntausende seiner Anhänger in ganz Russland für seine Freilassung.
- Mehr als 3400 Menschen in rund 100 Städten seien festgenommen worden, teilt die Organisation OWD mit.
- Es kam zu Ausschreitungen mit Dutzenden Verletzten.
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Bild 1 von 8. Knapp eine Woche nach der Inhaftierung von Kremlkritiker Alexej Nawalny demonstrieren dessen Anhänger am Samstag in ganz Russland. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 8. «Frieden für Nawalny» ist auf einem Schild in St. Petersburg zu lesen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 8. Die Polizei ist omnipräsent. Bereits sind Hunderte Demonstranten verhaftet worden. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 8. Viele der Verhaftungen ereignen sich in Moskau. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 8. Auch dieser Mann wird von der Polizei abgeführt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 6 von 8. Trotz der vielen Festnahmen bleiben die Strassen in der russischen Hauptstadt voll. Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 8. Die Protestaktion findet in mehreren Städten statt, von Moskau bis zur sibirischen Grossstadt Omsk. Ein Mann hält in Omsk ein Schild hoch, auf dem steht: Einer für alle, alle für einen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 8. Auch im äussersten Osten des Landes, in Wladiwostok an der Grenze zu Nordkorea und China, wird demonstriert. Dicht gedrängt stehen die Menschen, um gegen Nawalnys Inhaftierung zu protestieren. Bildquelle: Reuters.
«Freiheit für Nawalny!» und «Putin, hau ab!», skandierten die Menschen in Dutzenden russischen Städten. Die Proteste vom äussersten Osten des Landes bis nach Kaliningrad an der Ostsee richteten sich gegen die politische Verfolgung Andersdenkender.
Die Sicherheitskräfte verhafteten viele Demonstrierende. Auch Nawalnys Frau Julia Nawalnaja und seine engste Mitarbeiterin, die Juristin Ljubow Sobol, wurden festgenommen. Nawalnaja wurde inzwischen wieder freigelassen.
Die Nachrichtenagentur AFP schätzte die Zahl der Demonstrierenden in Moskau auf mindestens 20'000. Nawalnys Mitstreiter sprachen von 40'000 Menschen. Die Polizei hatte die Zahl der Teilnehmer deutlich geringer angegeben.
Unter den Demonstrierenden waren viele junge Leute und Angehörige der Mittelschicht. Anders als bei nicht genehmigten Kundgebungen in der Vergangenheit war der zentrale Puschkin-Platz nicht weiträumig abgesperrt.
Später kam es in Moskau zu Zusammenstössen mit der Polizei. Für Entsetzen sorgte in sozialen Netzwerken ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Polizist in St. Petersburg eine Frau brutal wegtritt. Medienberichten zufolge erlitt die 54-Jährige ein Schädel-Hirn-Trauma. Der Fall soll nun überprüft werden.
Erneut Polizeigewalt im Land
Auch bei Protesten im äussersten Osten Russlands kam es zu Festnahmen. In der Grossstadt Chabarowsk veröffentlichten Aktivisten Videos von Polizisten, die Demonstranten schlagen und in Gefangenentransporter stecken.
Trotz eisiger Temperaturen versammelten sind auch in den Städten Barnaul, Irkutsk, Iwanowo, Jekaterinburg, Nowosibirsk, Tjumen, Tomsk und Wladiwostok Hunderte Demonstranten.
Behörden drohen mit hohen Strafen
In der sibirischen Stadt Tomsk, wo Nawalny im August Opfer eines Anschlags mit dem Nervengift Nowitschok wurde, sollen sich Menschen zur grössten Demo seit Jahren versammelt haben. «In jeder Region, in jeder Stadt gehen die Bürger auf die Strasse. Heute ist ein unglaublicher Tag», heisst es in einem Tweet aus Tomsk.
Die Behörden drohen den verhafteten Demonstranten mit hohen Strafen.
Nawalnys Botschaft aus dem Gefängnis
Nawalny selbst hatte sich am Vorabend der geplanten Proteste aus dem berüchtigten Moskauer Untersuchungsgefängnis Nummer eins gemeldet, in dem er festgehalten wird. Er habe nicht vor, sich umzubringen, schrieb er auf Instagram – wohl eine zynische Anspielung darauf, dass es in der Haftanstalt in der Vergangenheit immer wieder rätselhafte Todesfälle gab.
Russland wehrt sich derweil gegen eine Einmischung aus dem Ausland. Das russische Aussenministerium kritisiert in einer Mitteilung die US-Botschaft in Moskau, die mehrere für Samstag geplante Demonstrationen mit genauen Treffpunkten und Uhrzeiten aufgelistet hatte. Unter dem Deckmantel der Sorge um die Sicherheit von US-Bürgern im Ausland wolle Washington die Proteste in Russland anheizen, kritisiert Moskau.
Kremlsprecher Dmitri Peskow spielte die Proteste am Sonntag herunter: «Jetzt werden viele sagen, dass viele Menschen zu den nicht genehmigten Aktionen gegangen sind», sagte er dem russischen Staatsfernsehen. «Nein, es sind wenige Menschen hingegangen. Viele Menschen stimmen für Putin.»