Albanien
Offizieller Kandidat seit 2014
Die Bemühungen des Landes für einen EU-Beitritt reichen in das Jahr 2003 zurück. Sechs Jahre später reichte die Republik offiziell seinen Mitgliedsantrag ein – nach Durchsetzung der von der EU geforderten Justiz- und Verwaltungsreformen. Seit 2014 ist Albanien nun offizieller Beitrittskandidat. Im März 2020 wurde vom Europäischen Rat der Start von Beitrittsverhandlungen beschlossen. Die konkrete Aufnahme von Gesprächen wurde jedoch im November 2020 von den Niederlanden blockiert, u.a. mit der Forderung nach einem Verfassungsgericht.
Moldawien
Offizieller Kandidat seit 2022
Am 3. März 2022 reichte Moldawien ein EU-Beitrittsgesuch ein. Das Nachbarland der Ukraine hat sich also kurz nach Beginn des Kriegs um die Mitgliedschaft beworben. Lange sah es für das Land nicht danach aus, sich der EU nähern zu können. Am 23. Juni erteilte der Europäische Rat der Republik gemeinsam mit der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten.
Montenegro
Offizieller Kandidat seit 2016
Die Beitrittsverhandlungen mit der EU begannen 2012, vier Jahre nach Stellung des Mitgliedsantrags. Das Land hat innenpolitische Probleme. Seit 2016 sind erst drei von insgesamt 33 Verhandlungskapiteln mit der EU vorläufig abgeschlossen. Gefordert werden vor allem auch Fortschritte in Sachen Meinungs- und Pressefreiheit.
Nordmazedonien
Offizieller Kandidat seit 2005
Der Antrag Nordmazedoniens für einen EU-Beitritt stammt aus 2004. Erst 15 Jahre später kamen die Beitrittsverhandlungen ins Rollen. Der Grund: Ein Namensstreit mit Nachbar und EU-Mitglied Griechenland, der erst 2018 mit der Änderung des Ländernamens beigelegt werden konnte. Auch Bulgarien blockierte bisher mit einem Veto die Verhandlungen. Am Freitag hat das bulgarische Parlament sich jedoch für eine Aufhebung des Vetos ausgesprochen und die Regierung beauftragt, den Vorschlag der EU-Ratspräsidentschaft zur Beilegung des Streits zwischen den Nachbarländern anzunehmen.
Serbien
Offizieller Kandidat seit 2012
Knapp zwei Jahre musste Serbien, nachdem es sich 2009 für die EU beworben hatte, auf eine Reaktion aus Brüssel warten. Die EU-Kommission knüpfte und knüpft die Aufnahme von Verhandlungen an eine entscheidende Bedingung: Serbien müsse alle bisherigen Vereinbarungen mit dem sich abgespaltenen Nachbarn Kosovo umsetzen und weiter in Verhandlung bleiben. Seit 2011 führen die beiden Balkanstaaten einen von der EU moderierten Dialog. 2013 begannen die formellen Beitrittsverhandlungen. Ein Ergebnis ist bislang nicht in Sicht. Skeptisch sehen einige EU-Länder auch die engen Beziehungen zu Russland. Belgrad trägt die von der EU gegen Moskau verhängten Sanktionen aktuell nicht mit.
Türkei
Offizielle Kandidatin seit 1999
Der Antrag des Landes zu einem EU-Beitritt stammt aus dem Jahr 1987. Die Gespräche wurden 2005 aufgenommen, haben aber seit jeher einen schweren Stand. Zu gross die Bedenken vieler EU-Länder, unter anderem wegen Menschenrechtsfragen. Von insgesamt 35 Verhandlungskapiteln wurde bislang nur eines, das Kapitel «Wissenschaft und Forschung» vorläufig geschlossen. Die Beitrittsoption wurde 2017 als nicht mehr realistisch bewertet. Durch die seither erfolgten innen- und aussenpolitischen Entwicklungen in der Türkei erscheint ein Beitritt aktuell weiter entfernt denn je.
Ukraine
Offizielle Kandidatin seit 2022
Wenn es um die Frage eines möglichen EU-Beitritts ging, wurde die Ukraine immer wieder vertröstet. Russlands Krieg hat unerwartet Tempo in die Annäherung Kiews an die EU gebracht. Seit dem 23. Juni ist das Land nun offiziell Beitrittskandidat.
Bosnien und Herzegowina
Potenzieller Kandidat seit 2016
Die Annäherung Bosniens an die EU harzt. Die von der EU-Kommission geforderten Schlüsselbedingungen (u.a. Reformen bei Justiz und Verwaltung) können bislang praktisch nicht erfüllt werden. Dazu kommen weitere Hürden: Seit einiger Zeit gibt es Abspaltungsbestrebungen in der serbischen Teilrepublik Bosniens, der Republika Srpska.
Georgien
Potenzieller Kandidat seit 2022
Am 3. März 2022 reichte Georgien ein EU-Beitrittsgesuch ein. Die Entscheidung dazu wurde wohl durch den Angriff Russlands auf die Ukraine beschleunigt. Denn: Im Vorjahr war noch ein Beitrittsgesuch für 2024 angestrebt worden. Im Gegensatz zu Moldawien, welches ebenfalls im Zuge des russischen Angriffskriegs Antrag stellte, wurde entschieden, das Land noch nicht offiziell zum EU-Kandidaten zu ernennen. Georgien soll zunächst Reformen erfüllen, ehe es so weit ist, auch wenn Fortschritte ausgemacht wurden.
Kosovo
Potenzieller Kandidat seit 2012
Seit zehn Jahren wartet der Kosovo auf den Kandidatenstatus. Die EU bemüht sich im Land um die Schaffung eines funktionierenden Verwaltungs-, Justiz-, Polizei- und Zollwesens. Entscheidend ist allerdings die weiterhin problematische Beziehung zu Serbien. Nach Angaben von Regierungschef Albin Kurti will der Kosovo Ende des Jahres einen offiziellen Mitgliedsantrag einreichen. Allerdings: Fünf EU-Länder (unter anderem Spanien und Griechenland) erkennen den Kosovo nicht als unabhängigen Staat an. Dies wäre Grundvoraussetzung.