«Die Schweiz will bei der Sicherheit im Weltraum eine zentrale Rolle spielen», sagte Thomas Greminger, der Direktor des Genfer Zentrums für Sicherheit GCSP, auf einem Webseminar zum Thema. Dass sich gerade die Schweiz hier engagiert, ist plausibel. Sie ist zwar keine Weltmacht, aber eine Weltraummacht.
Wenn der Weltraum unsicherer wird, leidet die ganze Welt darunter.
Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern der Europäischen Raumfahrtagentur und hat den Vorsitz in einer UNO-Kommission für die friedliche Nutzung des Weltraums.
Die Schweizer Wissenschaft lieferte wesentliche Beiträge zum US-Raumfahrtprogramm Nasa, zum Hubble-Weltraumteleskop oder zum Galileo-Navigationssatelliten. Und immer mehr private Schweizer Firmen sind im Weltraum aktiv. Professor Nayef al-Rodhan vom GCSP betont: «Wenn der Weltraum unsicherer wird, leidet die ganze Welt darunter.» Der Weltraum sei inzwischen überfüllt, machtpolitisch umstritten und es spiele sich dort ein zunehmender Wettbewerb ab.
Kreisen solche Teile oder unbrauchbare Satelliten in grosser Höhe von 500 oder 600 Kilometern, bleiben sie sehr lange oben
Derzeit werden Jahr für Jahr 1200 neue Satelliten ins All geschossen. Dort befinden sich zudem schon tausende inzwischen funktionsunfähige Satelliten und Weltraumschrott. Millionen von Trümmerteilen von durch Zusammenstösse oder Abschüsse zerstörten Satelliten fliegen herum. «Kreisen solche Teile oder unbrauchbare Satelliten in grosser Höhe von 500 oder 600 Kilometern, bleiben sie sehr lange oben», sagt Sergey Gugkaev von der Lausanner Firma Clear Space, die sich damit beschäftigt, solchen Weltraumschrott zu entfernen. Auch dies ein Schweizer Beitrag für mehr Sicherheit im All.
Verbindliche Regeln im Weltall wären nötig
Einen weiteren leistet die ETH Lausanne mit einer Bewertung von Weltraumaktivitäten punkto Nachhaltigkeit, berichtet Natália Archinard, zuständig für das Weltraumdossier im Departement für auswärtige Angelegenheiten in Bern. Ausserdem sei man sehr aktiv in internationalen Foren, vor allem auch in der UNO, und treibe den Dialog über verbindliche Regeln im Weltraum voran.
Solche wären dringend. Doch man ist schon stolz, nun endlich ein bei der UNO-Generalversammlung angesiedeltes Komitee geschaffen zu haben, das Normen für die friedliche Nutzung des Alls definieren soll.
Der Weltraum hat eine zentrale Bedeutung
Zwar bestreitet niemand die zentrale Bedeutung des Weltraums, für die Navigation, für die Erhebung von Klimaschutzdaten, für die Zivilluftfahrt, für die Seerettung, für die Rüstungskontrolle und vieles mehr. Al-Rodhan spricht sogar von einer Überabhängigkeit der Welt vom All.
Doch die geltenden Regeln fussen immer noch auf dem UNO-Weltraumvertrag von 1967. Dort steht zwar generell, der Weltraum sei der friedlichen Nutzung vorbehalten. Aber sobald es konkret wird, gibt es im Vertrag lauter Lücken. Sogar eine militärische Nutzung ist keineswegs ganz ausgeschlossen ist. Natália Archinard beklagt, dass immer mehr Staaten und auch die westliche Allianz Nato den Weltraum zum neuen militärischen Operationsgebiet erklären.
Die USA, Indien, China und neulich Russland haben bereits Satelliten abgeschossen, eigene zwar, doch sie beweisen damit, dass sie feindliche Satelliten angreifen könnten. Auch die Stationierung von Waffen auf Satelliten wird zum Thema.
Es fehlt an allgemein zugänglichen Informationen darüber, wer was überhaupt im Weltraum tut und plant. Es gibt zu wenig Transparenz, eine Verkehrssteuerung im All ist inexistent, es fehlen allgemein Regeln und Normen. Die Schweiz setzt sich nun, gemeinsam mit anderen, dafür ein. Mit raschen Fortschritten rechnet niemand, obschon sie dringend nötig wären.