Worum geht es? Die USA unter Präsident Donald Trump sind keine verlässlichen Verbündeten mehr für Europa und die Ukraine. Und so stellt sich auch die Frage, wie lange das für die Ukraine in ihrem Abwehrkrieg gegen Russland immens wichtige Satelliten-Kommunikationssystem Starlink von Elon Musk noch funktionieren wird. Die Waffenlieferungen an die Ukraine und den Austausch von Geheiminformationen hat Washington bekanntlich bereits eingestellt. Ersetzt werden könnte Starlink womöglich durch das französische-britische Satellitensystem Eutelsat. Als Folge der aktuellen Diskussion haben die Aktien von Eutelsat in den letzten Tagen auf jeden Fall schon mal stark an Wert zugelegt.
Ausweichsystem OneWeb? Der französisch-britische Konzern Eutelsat, an dem die beiden Staaten mit insgesamt knapp 25 Prozent beteiligt sind, betreibt unter dem Namen OneWeb ebenfalls ein Satellitennetz, das für Internet- und Mobilfunkverbindungen genutzt werden kann. Bereits stehe man mit der EU in Verhandlungen über eine mögliche Zusammenarbeit in der Ukraine, heisst es inzwischen von Eutelsat. Man könne mit den 630 niedrig fliegenden Satelliten und 35 weiteren in einer geostationären Umlaufbahn ähnliches leisten wie Starlink mit seinen derzeit rund 7000 Satelliten, so Eutelsat. Es gibt aber auch Unterschiede: So kostet etwa ein OneWeb-Terminal rund 10'000 Dollar – während eines von Starlink bloss knapp 600 Dollar kostet.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir uns auf die Amerikaner verlassen können.
Starlink ersetzen? «Starlink mitten im Krieg durch OneWeb zu ersetzen wäre sicher schwierig und würde einige Zeit in Anspruch nehmen», sagt Juliana Süss. Sie forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin zu Militärtechnologie und Weltraumpolitik. Starlink werde seit drei Jahren sowohl an der Front von der ukrainischen Armee benutzt als auch zivil in Regionen der Ukraine, die wegen des Krieges sonst von der Kommunikation abgeschnitten wären. In der Ukraine ist man im Umgang mit Starlink also geübt, ausserdem sind dessen Terminals klein und sehr mobil.
Wo steht Europa? Die EU arbeitet an einem eigenen Satelliten-Kommunikationssystem – Iris². Allerdings sind für das voraussichtlich elf Milliarden Euro teure System noch keine Satelliten in der Erdumlaufbahn, es ist also noch lange nicht funktionstüchtig. «Europa hinkt den USA hinterher», stellt Süss fest. Musk habe mit seinem eigenen Raketenträgersystem SpaceX viel mehr Kapazitäten, um Satelliten ins All zu schiessen als Europa. «Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir uns auf die Amerikaner verlassen können – sowohl im militärischen als auch im Weltraum-Bereich», so die Expertin. Mit US-Präsident Trump rächt sich das jetzt.