- Bei neuen Demonstrationen in Hongkong ist es am Samstag wieder zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei gekommen.
- Nahe dem Parlamentssitz gingen Sicherheitskräfte mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Demonstranten vor.
- Radikale Aktivisten schleuderten Gegenstände, Steine und auch Brandsätze.
Trotz des Verbots einer Grossdemonstration waren wieder Tausende auf die Strassen gegangen. Demonstranten besetzten die Verkehrsadern in der Nähe des Regierungsviertels. Die Polizei sprach von einer «ungenehmigten Versammlung» und «illegalen Aktionen».
Demonstranten singen «Halleluja»
Angesichts des Drucks hatten die Organisatoren eine für heute geplante Grossdemonstration abgesagt, die bereits am Donnerstag von der Polizei verboten worden war. Sie kündigten aber andere Aktionen an.
Um das Demonstrationsverbot zu umgehen, riefen Aktivisten unter anderem zu religiösen Versammlungen auf: Viele Demonstranten hatten am Samstag Kreuze dabei und sangen «Halleluja».
In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massendemonstrationen für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Dabei hatte es am vergangenen Wochenende erneut gewaltsame Zusammenstösse gegeben.
Spirale der Gewalt
Die Beamten setzten damals Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein, erstmals seit Beginn der Proteste feuerte zudem ein Polizist einen Schuss ab.
Unmittelbar vor den neuen Protestaktionen von heute Samstag anlässlich des fünften Jahrestags der Regenschirm-Bewegung 2014 waren die Behörden zudem massiv gegen Demokratie-Aktivisten vorgegangen.
Die Polizei nahm die Protestanführer Joshua Wong und Agnes Chow sowie mindestens drei weitere bekannte Aktivisten und drei der Demokratiebewegung nahestehende Abgeordnete fest.
Auslieferungsgesetz befeuert Demonstrationen
Peking hatte der ehemaligen britischen Kronkolonie bei der Übernahme 1997 unter dem Prinzip «Ein Land, zwei Systeme» für mindestens 50 Jahre Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit zugesichert. Nach Ansicht der Demonstranten wird diese Zusicherung von Peking schrittweise ausgehöhlt, wogegen sie nun protestieren.
Auslöser für die Proteste war denn auch ein Auslieferungsgesetz, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah, inzwischen aber gestoppt wurde.