Wüsten breiten sich weltweit aus und werden zum Problem, indem sie etwa die Nahrungsmittelproduktion bedrohen. Darum beschäftigen sich ab dieser Woche Vertreterinnen und Vertreter aus fast 200 Ländern bei der 16. UNO-Konferenz gegen Wüstenbildung mit dem Thema. Die Konferenz findet in Saudi-Arabien statt, einem Land, das selbst unter dem Problem leidet. SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Amman beobachtet die Konferenz und schätzt die Erfolgschancen im weltweiten Kampf gegen den Sand ein.
Wie gross ist das Problem?
Etwa 40 Prozent der Landfläche der Erde ist heute degradiert. Das betrifft etwa die Hälfte der Menschheit in irgendeiner Form und hat natürlich auch Auswirkungen auf das Klima und auf die Biodiversität. Dürren haben in den letzten Jahren durch den Klimawandel zugenommen, um etwa 30 Prozent seit dem Jahr 2000. Das hat nicht nur mit der Wüstenbildung zu tun, sondern auch damit, dass der Boden nicht nachhaltig bewirtschaftet wird – Stichwort intensive Landwirtschaft. Man geht davon aus, dass bis 2030 eine Fläche grösser als Europa renaturiert werden müsste, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.
Was sind die Hintergründe der Konferenz?
Wie die Klimakonferenz und auch die Biodiversitätskonferenz geht sie ursprünglich auf den UNO-Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 zurück. Dort wurde die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung initiiert, die dann 1994 unterzeichnet wurde. Seitdem gibt es alle zwei Jahre so eine UNO-Konferenz gegen die Wüstenbildung. Bisher ist die Konferenz jedoch unter dem Radar der Medien und mit sehr bescheidenen Ergebnissen verlaufen. Derweil schreitet die Wüstenbildung weiter voran.
Was ist von Gastgeber Saudi-Arabien zu erwarten?
Das ist die grosse Frage. Das Land ist einerseits stark betroffen von der Wüstenbildung. Gleichzeitig hängt das Problem aber auch eng mit der Klimakrise zusammen. Und da bremst Saudi-Arabien – das hat sich jüngst auch an der Klimakonferenz in Aserbaidschan gezeigt – wo es nur kann, weil Riad natürlich noch sehr stark von den fossilen Brennstoffen lebt. Die Präsidentschaft der Konferenz hat denn auch schon angekündigt, dass man die beiden Themen trennen muss. Man werde in Riad also nicht über den Klimawandel, sondern nur über Wüstenbildung reden. Das ist natürlich problematisch. Gleichzeitig will Saudi-Arabien international Geld mobilisieren für den Kampf gegen die Wüstenbildung. Da sehe ich wiederum Potential. Riad hat die finanziellen Möglichkeiten. Wenn es selbst mit gutem Beispiel vorangeht, kann es viele Mittel mobilisieren für Aktivitäten in diesem Bereich.
2024 ist das Jahr der Umweltkonferenzen – was bleibt davon?
Die Biodiversitätskonferenz ist ohne Einigung und die Klimakonferenz mit einem Minimalabkommen zu Ende gegangen. In Riad wird es wahrscheinlich auch eher auf der mageren Seite bleiben. Man kann sagen, dass in Umweltfragen wenigstens noch miteinander gesprochen wird. Die Länder kommen noch zusammen, reden miteinander und suchen nach Lösungen – was in anderen Bereichen zum Teil gar nicht mehr möglich ist. Das zeigt auch, dass die Aufmerksamkeit gross ist. Die Themen sind drängend. Und trotzdem bräuchte es natürlich noch viel mehr, wenn man zu nachhaltigen, auch wirtschaftlich nachhaltigen Lösungen kommen will.