Auf der früheren Flagge des Iran thront ein Löwe. Auch die Iranerinnen seien mutig wie Löwinnen, sagt Saghi Gholipour, die in der Schweiz Demonstrationen für die Frauen im Iran organisiert. Frauen stünden an der Spitze der Proteste im Iran. Man spreche bereits von der ersten feministischen Revolution im Land.
Und eine Frau stand auch am Anfang der Proteste. Vielmehr ihr tragischer Tod. Sie starb in Polizeigewahrsam. Festgenommen wurde sie, weil sie ihr Kopftuch nicht vorschriftsgemäss getragen habe. Darum demonstrieren Frauen und Männer im Iran seit Wochen immer wieder gegen das islamistische Regime.
Unterstützung aus der Schweiz
Saghi Gholipour will all diesen Protestierenden, die unter Lebensgefahr auf die Strasse gehen, auch in der Schweiz eine Stimme geben. Darum organisiert die 39-Jährige auch hierzulande Demonstrationen.
Als ich sah, dass ich ein Mädchen bekommen habe, habe ich für mich entschieden, dass wir nicht in den Iran reisen, solange dieses Regime an der Macht ist.
Saghi Gholipour kam mit ihren Eltern in die Schweiz, als sie zweieinhalb Jahre alt war. Ihre Eltern flüchteten, als die islamistischen Revolutionäre in den 80er-Jahren Linke und Andersdenkende verfolgten.
Die 39-Jährige hat Politologie studiert, arbeitet in einer Verwaltung, ist mit einem Schweizer verheiratet und hat mit diesem eine kleine Tochter. Das ist ein Grund, warum sich Saghi Gholipour für die Protestierenden im Iran stark macht.
«Als ich sah, dass ich ein Mädchen bekommen habe, habe ich für mich entschieden, dass wir nicht in den Iran reisen, solange dieses Regime an der Macht ist», erzählt Gholipour. Sie wolle ihrer Tochter diese Unterdrückung, diese Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen nicht zumuten.
Enttäuscht über den Bundesrat
Saghi Gholipour erwartet von der Schweiz Unterstützung für die Protestierenden. Und die Schweiz solle gegen das Regime aktiv werden. Man müsse Bankkonten von Mitgliedern des Regimes einfrieren. Mitglieder der Revolutionsgarden und der paramilitärischen Miliz gehörten auf die Terrorliste.
Im Gegensatz zur EU hat der Bundesrat jedoch letzten Mittwoch beschlossen, keine neuen Sanktionen gegen den Iran zu verhängen. Saghi Gholipour ist enttäuscht, setzt vorderhand auf die Demonstrationen in der Schweiz.
Hoffnung für den Iran
Die Proteste im Ausland würden im Iran durchaus wahrgenommen, erzählt Gholipour. Ihre Verwandten im Iran würden sich über Social Media bedanken. Die moralische Unterstützung aus dem Ausland sei wertvoll.
In den letzten gut 20 Jahren gab es mehrere Proteste der Bevölkerung im Iran. Dieses Mal könnte es klappen, könnte das Regime gestürzt werden, meint Saghi Gholipour. Denn dieses Mal stehe fast die ganze Bevölkerung hinter den Protesten – und damit auch hinter den mutigen Löwinnen.