Das Eingeständnis: Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump hat Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle ein Versagen des Dienstes eingeräumt. Sie übernehme die volle Verantwortung und werde alles unternehmen, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederhole, sagte Cheatle am Montag in einer Anhörung im US-Kongress.
Die feierliche Mission des Secret Service ist es, die Führer unserer Nation zu schützen (...). Am 13. Juli haben wir versagt.
Der Vorfall: Ein Schütze hatte vor gut einer Woche bei einer Wahlkampfveranstaltung der Republikanischen Partei in der Stadt Butler im Bundesstaat Pennsylvania das Feuer eröffnet und auf Trump geschossen. Ein Besucher der Kundgebung starb, zwei weitere wurden verwundet. Trump wurde am rechten Ohr verletzt. Der Täter wurde von Sicherheitskräften getötet.
Die Verletzung: Ein ehemaliger Arzt Trumps im Weissen Haus berichtete am Wochenende, dass der Ex-Präsident von Attentat eine zwei Zentimeter lange Wunde im oberen Bereich seines rechten Ohrs davongetragen hatte, die zu heilen beginne. «Die Kugel war weniger als einen Zentimeter davon entfernt, in seinen Kopf einzudringen», so Ronny Jackson.
Die Einsicht: Cheatle bezeichnete die Attacke als schwerstes Versagen vom Secret Service seit Jahrzehnten. Forderungen von beiden Seiten des politischen Spektrums zu einem Rücktritt wies sie zunächst zurück – am Dienstag aber verschickte sie eine E-Mail an ihre Mitarbeitenden. Darin hiess es: «Ich übernehme die volle Verantwortung für die Sicherheitslücke. In Anbetracht der jüngsten Ereignisse habe ich schweren Herzens die schwierige Entscheidung getroffen, als Direktorin zurückzutreten.»
Der Vorlauf: In den vergangenen Tagen hatte es Kritik an der Vorgehensweise des Secret Service gegeben, weil der Schütze trotz aller Sicherheitsmassnahmen auf ein Dach mit direkter Sicht zur Bühne gelangen konnte. Ausserdem gab es Berichte, wonach der junge Mann Sicherheitsbeamten bereits vor Trumps Auftritt mit seinem Verhalten aufgefallen war, der Ex-Präsident aber trotzdem die Bühne betreten durfte. Schliesslich berichteten US-Medien am Wochenende, dass der Secret Service in der Vergangenheit Anträge auf mehr Sicherheit für Donald Trump wiederholt abgelehnt hatte.
Ultimative Forderungen: Der Vorsitzende des Aufsichtsausschusses des Repräsentantenhauses, der Republikaner James Comer, betonte, dass dieses «Drama vermeidbar» gewesen sei. Er liess keinen Zweifel offen, dass Kimberly Cheatle «zurücktreten muss». «Der Geheimdienst darf bei seinen Aufgaben nicht den geringsten Fehler machen, aber er hat am 13. Juli und in den Tagen vor dem Treffen in Pennsylvania versagt.» Ein anderer republikanischer Abgeordneter, Michael Turner, sagte, wenn Cheatle nicht von sich aus ihren Posten verlasse, müsse Joe Biden sie «entlassen, weil ihr Leben, das von Donald Trump und das von allen», die der Geheimdienst beschütze, «in Gefahr» sei.
Am 23. Juli wurde der Abschnitt «Die Konsequenzen» dieses Artikels aktualisiert, der Text im Ganzen leicht angepasst. Ausserdem wurde er nachträglich um eine Analyse ergänzt.