«Ihr wisst das vielleicht nicht, aber es gibt momentan tatsächlich eine Insel aus Müll mitten im Meer», sagt der Komiker Tony Hinchcliffe vor riesigem Publikum im Madison Square Garden in New York. Es ist die grösste Trump-Veranstaltung, so kurz vor den Wahlen. Elon Musk und andere Trump-Anhänger sind anwesend. Hinchcliffes Pointe sorgt für den Medienskandal der Woche: Puerto Rico heisse diese «Müll-Insel».
Trump sagt kurze Zeit später, er habe nicht gewusst, was der ihm unbekannte Komiker sagen würde. Im Trump-Lager macht man sich nach dem Auftritt berechtigte Sorgen, dass der Witz nach hinten losgehen könnte und das wichtige Segment der Latino-Wählerschaft verärgern könnte.
Doch der Müll-Witz war kein Ausrutscher: Trump schiesst selber seit Jahren gegen Ausländer oder US-Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund. Schon 2016 bezeichnete Trump Mexikaner als Vergewaltiger und versprach den Bau einer Mauer. Beim diesjährigen Wahlkampf ist eines seiner Hauptversprechen eine «Massendeportation» illegaler Einwanderinnen und Einwanderer.
In lateinamerikanischen Kreisen in den USA gibt es auch viele konservative Wählerinnen und Wähler. Doch der Müll-Witz ging besonders den Menschen aus Puerto Rico, die in den USA leben, zu weit.
«Sie fühlen sich durch solche Sprüche erniedrigt», sagt USA-Korrespondentin Barbara Colpi. Die Latino-Community sei zwar sehr divers, doch sie zeige sich bei solchen Äusserungen meist solidarisch. Auch wenn Trump beispielsweise Haitianer und Haitianerinnen angreife und ohne Grundlage behaupte, dass sie Hunde und Katzen essen würden.
Trump und sein Lager versuchen kurz nach der Veranstaltung im Madison Square Garden Schadensbegrenzung zu betreiben. «Niemand hat so viel für Puerto-Ricaner gemacht wie ich», sagte der Präsidentschaftskandidat. Und er kenne diesen Komiker, der da aufgetreten sei, gar nicht. Doch viele Latinos und Latinas werden ihm dies wohl nicht glauben.
Trump hat alle Latinos und Latinas beleidigt.
Kurz nach der Veranstaltung in New York trat die Schauspielerin und Sängerin Jennifer Lopez an einer Wahlkampfveranstaltung mit Kamala Harris auf. Lopez hat puerto-ricanische Wurzeln. «Trump hat uns daran erinnert, wer er wirklich ist und wie er wirklich denkt. Er hat alle Latinos und Latinas, alle Menschen mit Charakter, beleidigt mit seiner Veranstaltung», sagte der Star. Der puerto-ricanische Reggaeton-Sänger Nicky Jam entzog als Reaktion Donald Trump offiziell seine Unterstützung.
Riskante Aussagen im Wahlkampfendspurt
Könnte dieser Patzer im Schlussspurt Donald Trump die Wahl kosten? Das sei schon möglich, sagt USA-Korrespondentin Colpi. Im entscheidenden Bundesstaat Pennsylvania gebe es rund 600'000 registrierte Latinos und Latinas. Und die würden jetzt möglicherweise deutlich mehr mobilisiert als noch vor vier Jahren. Damals seien sie an der Urne eher untervertreten gewesen. Ist das dieses Mal anders, könnte das bei einem knappen Rennen schon den Ausschlag machen.
Doch wirklich wissen werden wir das erst nach der US-Wahl vom 5. November. Und auch das Harris-Lager hat seine letzte Woche vor den Wahlen nicht fehlerfrei absolviert. Präsident Joe Biden sagte auf den missratenen Müll-Witz angesprochen, der einzige Müll seien die Trump-Anhängerinnen und -Anhänger. Auch dieses Statement kommt nicht gut an.
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