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US-Wahlkampf Trumps Reden werden düsterer

Die Rhetorik von Donald Trump wird in den letzten Tagen vor den Wahlen immer bedrohlicher. Von «Feinden im Innern» und dem «Tag der Befreiung» ist die Rede. Alles nur so dahingesagt?

Donald Trump machte nie Halt vor falschen oder hetzerischen Worten. Doch wer sich neulich Reden und Interviews von ihm angehört hat, stellt fest: Seine Rhetorik wird wenige Tage vor den Wahlen radikaler.

So sagte Trump bei einer Rede am 11. September in der Stadt Reno im Swing State Nevada: «Ich gelobe euch: Der 5. November 2024 wird der Tag der Befreiung in Amerika!»

Trump hetzt schon länger gegen Immigrantinnen und Immigranten. Doch in den jüngsten Reden wurde er scharfzüngiger:

Wir lassen innerhalb von Minuten Massen rein. Das haben wir zuvor nie gesehen. Verantwortlich sind dumme Leute wie Kamala. Sie ist eine dumme Person.
Autor: Donald Trump Erie, Pennsylvania, 29.09.24
Die machen, was immer sie wollen. Was immer sie wollen. Diese Leute sind Tiere!
Autor: Donald Trump Prairie du Chien, Wisconsin, 28.09.24
An meinem ersten Regierungstag wird diese Invasion enden und die Deportationen beginnen. Wir werfen die raus.
Autor: Donald Trump Erie, Pennsylvania, 29.09.2024

Thomas Zimmer lehrt Geschichte an der Georgetown Universität in Washington D.C. Er sehe bei Trumps Eskalation nicht nur Rhetorik: Sie werde «flankiert und begleitet von konkreten Planungen.»

Es gebe konkrete Umsetzungspläne der amerikanischen Rechten zu Trumps Wille, 25 Millionen Menschen innert kürzester Zeit zu deportieren, sagt Zimmer.

Trump in Nahaufnahme mit Mikrofon.
Legende: Die Rhetorik von Donald Trump nimmt kurz vor den Wahlen radikalere Züge an. AP Photo/Matt Rourke

Laut dem Historiker basiert dies auf einer tiefgreifenden Überzeugung der amerikanischen Rechten: «Sie sind insofern fest davon überzeugt, dass der einzige Weg, die vormalige Grösse der Nation wiederherzustellen – ‹Make America great again›, das Kernversprechen – darin bestehe, diese Feinde vor allem im Innern zu säubern.» Damit sollen die USA wieder in die «natürliche Ordnung», wie es die amerikanische Rechte formuliere, gebracht werden.

Offener Aufruf zu politischer Gewalt

Trump hat auch seine Rhetorik gegen Harris zuletzt deutlich verschärft: «Joe Biden entwickelte eine geistige Beeinträchtigung. Kamala wurde so geboren», sagte er Ende September in Wisconsin.

Und er begann in einer Weise von seinen politischen Gegnern zu sprechen, in der noch nie ein US-Präsidentschaftskandidat gesprochen hat. «Ich sage immer: Es gibt einen inneren Feind und äusseren. Wenn du clever bist, ist der äussere Feind kein Problem. Aber wir haben einen inneren Feind, der sehr viel gefährlicher ist als der äussere Feind», so Trump in Wisconsin.

Dieses offene Versprechen von politischer Gewalt trägt dazu bei, dass die politische Gewalt von rechts in Amerika weiter eskaliert.
Autor: Thomas Zimmer Geschichtsprofessor an der Universität Georgetown

Und dann sprach Trump unverhohlen von politischer Gewalt: «Eine raue Stunde – und ich meine: wirklich rau! … Es wird sich sofort herumsprechen, und alles wird sofort aufhören.»

Laut Historiker Zimmer sei der Aufruf zu politischer Gewalt «kein Unfall», sondern beabsichtigt: «Diese Rhetorik, diese offene Befürwortung von Gewalt, dieses offene Versprechen von politischer Gewalt tragen dazu bei, dass die politische Gewalt von rechts in Amerika weiter eskaliert.» Jüngstes Beispiel sei Springfield.

Ziel? «Pluralistische Demokratie verunmöglichen»

Über Springfield behauptete Trump, dass dort illegale Einwanderer Katzen und Hunde der Einheimischen essen würden. Eine Lüge, die das öffentliche Leben in der Stadt im Bundesstaat Ohio teilweise zum Erliegen brachte.

Für Historiker Zimmer war das Absicht: «Alle, die sich in irgendeiner Weise offen gegen Trump stellen, haben es mit einer Flut von Gewaltdrohungen zu tun.» Richterinnen, Politiker und Wahlhelfende müssten sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und bräuchten Personenschutz. «Die Intention ist, auf diesem Weg pluralistische Demokratie unmöglich zu machen», sagt Zimmer. Demokratie könne nur funktionieren, wenn sich Menschen im öffentlichen Raum sicher genug fühlten, um sich demokratisch zu beteiligen.

Die «New York Times» schrieb es jüngst wie folgt: Mit seiner Eskalation biete Trump den USA die Wahl einer deutlich andersartigen Form von Regierung – einer weniger demokratischen Form.

US-Wahlen 2024

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Legende: SRF

Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weisse Haus zurück. Alle News und Hintergründe dazu finden Sie hier: US-Wahlen 2024 .

10vor10, 23.10.2024, 21:50 Uhr; zero

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