Dürren werden häufiger, heisser, länger und grossflächiger: In den vergangenen vier Jahrzehnten haben mehrjährige Dürren an Extremen zugenommen. Sie entwickeln sich zu sogenannten «Megadürren», werden intensiver und betreffen mehr Fläche. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und des österreichischen Institute of Science and Technology Austria. So habe die Grösse der Dürreflächen in diesem Zeitraum um 50'000 Quadratkilometer pro Jahr zugenommen – das ist mehr als die Fläche der Schweiz. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift «Science» veröffentlicht .
Das zeichnet eine «Megadürre» aus: «Megadürren sind langjährige Dürren, die sich nicht nur über einen Sommer hinziehen», sagt Studienleiter Dirk Karger von der WSL gegenüber SRF. Weiter sei es ein Merkmal von «Megadürren», dass sie grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Landwirtschaft, die Wasserversorgung «oder ganze Länder» haben.
Welche konkreten Beispiele von «Megadürren» gibt es? Das Forschungsteam nennt die seit 15 Jahren anhaltende Dürre in Teilen Chiles. «Diese Dürre beeinflusst bereits die Landwirtschaft und die Wälder», sagt Karger. Weitere Beispiele seien jene im Westen der USA (2008-2014), in Australien (2017-2019) und in der Mongolei (2000-2011) sowie die bisher weniger gut dokumentierte im Kongo-Regenwald (2010-2018).
So gingen die Studienautoren vor: Das Forschungsteam erfasste die Dürren, indem es Abweichungen im Niederschlag sowie in der Verdunstung aus Boden und Pflanzen über die vergangenen 40 Jahre aus globalen Wetterdaten ermittelte. Zusätzlich beobachteten die Forschenden mithilfe von Satelliten, wie sich das Pflanzenwachstum veränderte. «Wenn man das alles miteinander kombiniert, erkennt man, ob eine Dürre herrschte und wie lange sie gedauerte», sagt Karger.
Das sind die Ursachen: Der Klimawandel ist gemäss Karger eine Ursache der globalen Zunahme von «Megadürren» - neben Änderungen in der Landnutzung wie etwa Abholzungen: «Durch den Klimawandel erhöht sich die Temperatur der Atmosphäre, dadurch wird sie instabiler. Das führt zu mehr Extremereignissen wie Dürren, Starkregen oder Hitzewellen.» So könne die Zunahme solcher Extremereignisse direkt mit dem Klimawandel verbunden werden. «Die generelle Erwärmung ist einer der Haupttreiber dieser Entwicklung.»
Der wirtschaftliche Schaden:
«Mehrjährige Dürren richten enormen wirtschaftlichen Schaden an, etwa in der Landwirtschaft und der Stromerzeugung», sagt Karger. Immer stärker werden demnach auch die gesellschaftliche und ökologischen Auswirkungen, darunter etwa Trinkwasserknappheit, Ernteausfälle und das Risiko für Waldbrände. In der Schweiz sieht Karger wegen der Wichtigkeit der Wasserkraft bei langen Dürren auch ein Problem bei der Energieversorgung. Die direkten und indirekten Kosten von Dürren schätzen die Vereinten Nationen auf jährlich knapp 307 Milliarden Dollar.
Das fordern die Forschenden:
Die langfristigen Auswirkungen mehrjähriger Dürren sind gemäss den Forschern noch weitgehend unbekannt. Es brauche ein besseres Verständnis, damit sich Länder auf kommende Dürren vorbereiten könnten. Dabei müsse man sich vor allem auch auf langanhaltende Dürreperioden einstellen und Strategien zur Schadensbegrenzung nicht nur auf eine Saison oder ein einzelnes Jahr beschränken.