In Kolumbien will die Farc den bewaffneten Kampf gegen die Regierung wieder aufnehmen. Die Armee hat bereits reagiert und Truppen in den Dschungel entsandt. Was das für den Friedenprozess bedeutet, sagt SRF-Südamerika-Korrespondent Ulrich Achermann.
SRF News: Wer sind diese Farc-Kommandanten, die sich nun wieder zu Wort melden?
Ulrich Achermann: Es geht in erster Linie um Ivan Marquez. Er war früher die Nummer zwei der Guerillas. Während der Friedensverhandlungen mit der Regierung Kolumbiens war er der Chefunterhändler. Damals war Ivan Marquez noch ein glühender Verfechter eines Friedens.
Die vor kurzem entwaffneten Guerilleros haben beschlossen, den bewaffneten Kampf gegen die Regierung wieder aufzunehmen.
Er sagt, die kolumbianische Regierung habe den Friedensvertrag mit der Farc verraten. Ist das so?
Das ist nicht so einfach zu skizzieren. Der jetzige Präsident Ivan Duque lehnt das Friedensabkommen ab. Er steht sehr rechts. Das Abkommen ist unter seinem Vorgänger zustande gekommen. Diese Ablehnung geht so weit, dass die Regierung dieses Abkommen ändern will. Die Regierung will viel härtere Strafen für die Guerilla-Kommandanten einführen. Und die USA verlangen, dass Ivan Marquez ihnen ausgeliefert wird, denn sie wollen ihm wegen Drogenhandels den Prozess machen. Das ist der Grund, dass er sich vor einem Jahr in den Untergrund abgesetzt hat.
Sind dies leere Drohungen von Rebellen, die sich nicht mit dem zivilen Leben arrangieren können, oder wird es wieder Kämpfe geben?
Es ist sicher eine neue Etappe eingeläutet worden. Die vor kurzem entwaffneten Guerilleros haben beschlossen, den bewaffneten Kampf gegen die Regierung wieder aufzunehmen. Was es konkret bedeutet, wird die Zukunft zeigen.
Die kolumbianische Regierung zumindest nimmt die Sache ernst. Wie hat sie reagiert?
Wie üblich. Man hat die Armee auf die Fersen dieser ausgestiegenen Farc-Leute um Ivan Marquez angesetzt. Ich glaube, es wird aber schwierig werden, sie den Gerichten in Bogota vorzuführen. Diese Leute befinden sich längst im Busch.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.