Das Nein des Schaffhauser Stimmvolks zum neuen Axpo-Regelwerk ist für den grössten Schweizer Energiekonzern ein herber Rückschlag. Die Gründungsverträge von 1914 seien nicht mehr zeitgemäss mit Blick auf die Änderungen im Energiesystem und auf die anstehenden grossen Investitionen, erklärt Christian Schaffner, Leiter Energy Science Center an der ETH Zürich.
SRF News: Wie geht es jetzt weiter für die Axpo?
Christian Schaffner: Konkret wird sich im Moment nichts ändern. Das Axpo-Regelwerk ist zwar sehr alt, hat aber bisher funktioniert und wird es auch in nächster Zeit noch tun. Vieles passt aber nicht mehr in die heutige Zeit und sollte mittelfristig angepasst werden. Die Änderungen im Energiesystem bedingten grosse Investitionen und entsprechende Sicherheit. Darauf hatte die Axpo gehofft, um auf einer soliden Basis weiterarbeiten zu können.
Viele im Kanton Schaffhausen störte die Möglichkeit einer Teilprivatisierung. Welche Rolle spielt die Beteiligung von Privaten bei der Axpo?
Das ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht eindeutig beantwortbar. Es gibt verschiedene Modelle. Solche, bei denen die Versorgungsunternehmen vollständig in staatlicher Hand sind wie das EWZ der Stadt Zürich. Oder das Modell Alpiq mit externen Miteigentümern. Beide Modelle funktionieren, aber es braucht klare Regeln, auf deren Basis investiert werden kann. Im Fall der Axpo besteht nun eine Unsicherheit. Der Investitionsbedarf ist gross. Es braucht Innovationen. Und es braucht auch Kapital, um auch einmal in eine noch nicht ganz etablierte Technologie investieren zu können, die eventuell gewisse Risiken beinhaltet. Nur so ist der Wandel hin zu einer dekarbonisierten Energieversorgung zu schaffen.
Das Regelwerk muss möglichst klar sein. Aber auch die Eigentümer müssen sich im Klaren sein, wohin sie mit ihrem Unternehmen wollen.
Woher das Geld kommt, ist für die Forschung also nicht entscheidend?
Das ist richtig. Die Investitionen müssen getätigt werden. Das Geld muss da sein. Das kann vom Staat, aber auch von privaten Investoren kommen. Das Regelwerk muss möglichst klar sein. Aber auch die Eigentümer müssen sich im Klaren sein, wohin sie mit ihrem Unternehmen wollen.
Bei der Diskussion ging es weniger um die künftige Strategie der Axpo. Ist diese genügend geklärt?
Es könnte wohl noch helfen, darüber eine öffentliche Diskussion zu führen. Im Moment gehört die Axpo den Kantonen und damit jeder einzelnen Bürgerin und jedem einzelnen Bürger. Was wollen sie tatsächlich mit ihrer Axpo und wohin soll die Reise gehen? Die Diskussion muss meines Erachtens landesweit, aber auch bei den einzelnen Werken geführt werden.
Muss diese Diskussion geführt werden, bevor das neue Regelwerk steht?
Schlussendlich ist es ein politischer Prozess, wozu ich nicht allzu viel sagen kann. Aus rein systemtechnischer Sicht wäre die Diskussion absolut angebracht. Dies könnte zum Anlass genommen werden, um aus dem Scherbenhaufen das Positive herauszuziehen.
Die Axpo muss klar aufzeigen, was sie alles macht, wo und warum investiert wird. Diese Informationen sind für alle Beteiligten zentral.
Was kann die Axpo aus dem Nein aus Schaffhausen lernen?
Das muss die Axpo selbst herausfinden. Ich finde es wichtig, dass nach aussen immer sehr gut kommuniziert wird: Was macht die Axpo tatsächlich, was ist ihre Aufgabe, was hat sie schon alles erreicht? Das ist insbesonders wichtig, weil die Axpo keine direkten Endkunden hat. Etwa im Gegensatz zum EWZ in Zürich. Die Axpo muss klar aufzeigen, was sie alles macht, wo und warum investiert wird. Diese Informationen sind für alle Beteiligten zentral.
Das Gespräch führte Susanne Stöckl.