1. Weniger Stau, weniger Kosten?
Mit Blick auf die Hauptargumente der Abstimmung erstaunt es nicht, dass viele Fragen zur Kosteneinsparung gestellt wurden. 2023 gab es gemäss Abstimmungsunterlagen 48'000 Staustunden in der Schweiz. Das ist ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die jährlichen Kosten für die Volkswirtschaft schätzen die Befürworterinnen und Befürworter auf rund 1.2 Milliarden Franken. Doch wie viel die geplanten sechs Projekte zu einer Staureduktion beitragen könnten, bleibe schwer messbar, sagt Urs Leuthard, Leiter der SRF-Bundeshausredaktion TV. Eine konkrete Zahl dazu gebe es nicht – Staus entstehen aus vielen Faktoren, die sich nur bedingt in Zahlen ausdrücken lassen. Ohne genaue Prognosen zur Staureduktion seien die potenziellen Kosteneinsparungen somit ebenfalls schwer greifbar.
2. Kostenentwicklung und Finanzierungsstrategie
Oft wiederholte Überlegungen betreffen die Projektkosten. Laut der Botschaft des Bundesrats entscheiden die Stimmberechtigten über geplante Ausgaben von insgesamt 4.9 Milliarden Franken. Ob diese Schätzung ausreiche, bleibe fraglich, so Urs Leuthard. Es sei tatsächlich so, dass viele Autobahnbauten teurer kämen als ursprünglich vorgesehen, räumt er ein. Der Nationalstrassen- und Agglomerationsfonds (NAF) soll die Finanzierung jedoch begrenzen. Überschreitungen könnten dazu führen, dass zukünftige Projekte zurückgestellt oder gekürzt werden müssten.
3. Kulturlandverlust und deren Kompensation
Mehrfach drehten sich Fragen um die Argumentationslinie der bürgerlichen Parteien im Abstimmungskampf. Denn: Der Verlust von Kulturland durch Autobahnausbauten ist ein strittiges Thema, besonders in der landwirtschaftlich genutzten Schweiz. Rund 53 Hektar Land würden für die aktuellen Projekte benötigt. Darunter ein Hektar Fruchtfolgefläche, also landwirtschaftliche Fläche, die besonders fruchtbar sind, wie Mirjam Spreiter, SRF-Bundeshauskorrespondentin TV, erklärt. Laut Bundesrat sollen diese Verluste kompensiert werden, indem andere Flächen aufgewertet werden. Der Bauerverband hat die Ja-Parole beschlossen.
4. Klimaziele im Fokus
Steigende Verkehrszahlen und das Pariser Klimaabkommen – wie passt das zusammen? «Mit ‹immer mehr› wird die Schweiz die Ziele des von ihr ratifizierten Klimaabkommens von Paris nie erreichen und die Natur weiter zerstören. Warum gibt es keine intelligente Gesamtbetrachtung des Problems?», so die Frage aus der SRF-Community. Die Stimmen gegen den Autobahnausbau fordern Lösungen, die den Verkehr verringern, beispielsweise durch mehr Wohnraum in den Agglomerationen oder die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Randregionen.
Diese Ansätze, betont Urs Leuthard, seien bereits in früheren Abstimmungen diskutiert und oft abgelehnt worden. Als Beispiele nennt er die Einführung einer CO₂-Lenkungsabgabe oder teurere Autobahnvignetten. Die Debatte um mehr Verkehr versus Klimaschutz bleibt somit weiter aktuell.
Der Livechat zeigt: Ob durch den Ausbau eine Balance zwischen Verkehrsentlastung, Kostenreduktion und Naturschutz erreicht werden kann, bleibt eine offene Frage. Das Volk wird am 24. November an der Urne entscheiden.