Der Neubau von 70 Kliniken für 15 Milliarden Franken sind landesweit zwischen 2016 und 2030 geplant, schätzt die Online-Plattform Medinside. Bestehende Gebäude aus den 1970er Jahren genügen heutigen Ansprüchen nicht mehr. Anstatt zu sanieren, bauen die Spitäler meist neu. Was passiert mit den alten Gebäuden?
In Baden soll das Spital aus dem Jahr 1978 abgerissen werden, sobald der Neubau 2025 fertig ist. Das sorgt für Kritik. Wie machen es andere?
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Bild 1 von 2. Enge Zimmer, zum Teil ohne Klimaanlage – das Kantonsspital Baden ist in die Jahre gekommen. Bildquelle: zvg / Kantonsspital Baden.
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Bild 2 von 2. Der Neubau in Baden soll 2025 bezugsbereit sein. Wie andere moderne Spitäler setzt man auf «healing architecture». Diese Architektur soll mit Licht, Farben und Orientierungspunkten beim Gesundwerden helfen. Bildquelle: zvg/Kantonsspital Baden.
Das Kantonsspital Baden ist ein bräunliches Hochhaus am Stadtrand. Nebenan entsteht der Neubau, ein helles Spital für 450 Millionen Franken. Tageslicht, Pflanzen, Holzelemente und Innenhöfe statt dunkle, enge Zimmer ohne Klimaanlage.
Dringend nötiger Wohnraum?
Der Abriss eines Gebäudes in dieser Grösse sei in Zeiten von Wohnungsnot eine Schande, findet eine Wohnbaugenossenschaft aus Baden. Auch Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien haben sich so geäussert. Ähnlich tönt es in Uri oder Zürich. Das Kantonsspital beziehungsweise das Kinderspital sollen stehen bleiben, fordern dort Architekten.
Architekt Marco Steinacher hat im Rahmen einer ETH-Masterarbeit Pläne erarbeitet, wie man das alte Gebäude des Spitals Baden umnutzen könnte. Im Bettenhochhaus wären demnach 75 Studios, 42 Zwei- bis Dreizimmerwohnungen und 32 Maisonettewohnungen möglich. 275 Personen könnten hier leben.
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Bild 1 von 3. Im Bettenhaus des Kantonsspitals Baden hätte es laut den Plänen von Architekt Marco Steinacher unter anderem Platz für 75 Studios/Cluster-Wohnungen. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 3. So könnte der neu gestaltete Innenhof des Spitalgebäudes aussehen. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 3. Auch Maisonettewohnungen sind in den Plänen von Marco Steinacher vorgesehen. Dort hätte es Platz für Familien. Bildquelle: zvg.
Ganz abwegig ist die Idee nicht. In Visp (VS) zum Beispiel zeigte eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Kantons, dass aus dem alten Spitalgebäude ein Altersheim oder betreutes Wohnen werden könnte.
Grünfläche statt Hochhaus
Eine Sanierung und Umnutzung des Bettenhochhauses in Baden wäre technisch machbar, aber mit «enormen finanziellen und planerischen Risiken verbunden». Das teilte das Badener Spital im Sommer mit. Man halte aufgrund der Machbarkeitsstudie an der Immobilienstrategie fest. Diese sieht nach der Inbetriebnahme des Neubaus einen Abbruch des Altbaus und die Schaffung einer Grünzone vor. Aktuell nimmt das Spital zu weiteren Ideen einer Umnutzung keine Stellung.
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Bild 1 von 2. Das alte Hauptgebäude des Kantonsspitals Aarau. Es steht in einem Park mit über 30 anderen, kleineren Gebäuden. Der zentrale Neubau soll die Wege deutlich verkürzen. Bildquelle: zvg / Kantonsspital Aarau.
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Bild 2 von 2. Der geplante Neubau in Aarau mit dem Namen Dreiklang. Das Rohgebäude steht, der Innenausbau läuft. Mitte 2026 soll das Spital mit gut 470 Betten bezugsbereit sein. Bildquelle: zvg / Kantonsspital Aarau.
Auch das andere grosse Kantonsspital in Aarau erstellt aktuell einen Neubau. Das Hauptgebäude von 1976 wird später abgerissen. Auch das frisch bezogene neue Hauptgebäude des Inselspitals Bern ist brandneu (2023), dasselbe gilt für das Bürgerspital Solothurn (2021). Das Bettenhochhaus in Bern aus den 1970er Jahren wird abgerissen; geplant ist ein Park.
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Bild 1 von 2. Das neue Hauptgebäude (Anna-Seiler-Haus) des Inselspitals Bern. Bildquelle: Keystone / Marcel Bieri.
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Bild 2 von 2. Der Neubau links (im Bau), und der Altbau rechts: Viele der Bauten aus den 1970er Jahren sind mit Asbest versehen. Der Rückbau ist kostspielig. Bildquelle: Keystone / Peter Klaunzer.
Anders lief es in Basel: Hier wurde das Felix-Platter-Spital umgenutzt. Das Gebäude aus dem Jahr 1967 ist heute ein Wohngebäude mit 135 Wohnungen und Gewerberäumen. Zuerst war unklar, ob das alte Spital einer neuen Überbauung weichen soll. Der Schweizer Heimatschutz und Architekten setzten sich aber dafür ein, dass das Gebäude mit der auffälligen Fassade erhalten bleibt. Nun steht der Spitalneubau daneben.
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Bild 1 von 2. Die Fassade des Altbaus des Felix-Platter-Spitals. Das Spital wurde umgenutzt. Bildquelle: Keystone / Georgios Kefalas.
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Bild 2 von 2. Der Neubau des Felix-Platter-Spitals in Basel. Bildquelle: Keystone / Georgios Kefalas.
Auch das Kantonsspital Zug wurde neu gebaut. 2008 bezog man den Neubau in Baar. Danach haben Verwaltungen, Firmen und Vereine das alte Gebäude zwischengenutzt. Unterdessen gibt es konkretere Pläne für das Gebäude am Zugersee. Wellness, Rooftop-Bar und gemeinnützige Wohnungen sind geplant als Ergebnis eines Ideen- und Investorenwettbewerbs. 2027 sollen die Bauarbeiten beginnen.
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Bild 1 von 4. So könnte gemäss der Baujury des Kantons die Dachterrasse des alten Kantonsspitals Zug aussehen. Bildquelle: zvg / Hochbauamt Kanton Zug.
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Bild 2 von 4. In einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren soll ein geeignetes Team aus Investoren, Betreibern und Planern evaluiert werden, die das neue Areal realisieren. Bildquelle: zvg / Hochbauamt Zug.
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Bild 3 von 4. So sah das Kantonsspital Zug im Jahr 2001 aus. Bildquelle: Keystone / Walter Bieri.
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Bild 4 von 4. Modern und weniger Beton: So schaut das neue Kantonsspital des Kantons Zug aus. Das schlichte Glasgebäude in Baar hat gut 172 Millionen Franken gekostet. Bildquelle: Keystone / Urs Flüeler.
Ob das alte Badener Kantonsspital ähnliche Zukunftsaussichten hat wie jenes in Zug, ist fraglich. Beispiele aus verschiedenen Kantonen zeigen, dass die Bauten aus den 1970er Jahren oft abgerissen werden.