- Allein der Kanton Aargau rechnet bis Ende Jahr mit weiteren 500 Flüchtlingen.
- Aus diesem Grund eröffnet der kantonale Sozialdienst eine weitere unterirdische Unterkunft in Lenzburg.
- Auch Familien werden im Aargau unterirdisch einquartiert. Dies aufgrund der «positiven Erfahrungen» damit.
Per Ende Oktober lebten im Aargau knapp 9000 geflüchtete Menschen, heisst es in einer Mitteilung des zuständigen Departements. Der Aargau müsse gut 8 Prozent der in der Schweiz gelandeten Menschen aufnehmen.
Für geflüchtete Familien sei die Wohnungsnot «besonders prekär». Es fehlten Unterkünfte beim Kanton, aber auch in den Gemeinden.
Aus diesem Grund wird nun eine zweite unterirdische Anlage zu einer Familienunterkunft umfunktioniert. In Birmenstorf sollen im Dezember rund 100 Frauen, Männer und Kinder einziehen.
Die aktuell untergebrachten alleinreisenden Männer werden in eine neue Unterkunft nach Lenzburg verlegt. Dort werden sie in einem Zivilschutzbunker auf dem Gelände der Berufsschule untergebracht.
Für Familien nur vorübergehend geeignet
Die Anlage in Birmenstorf sei am ehesten für Familien geeignet, hält der kantonale Sozialdienst fest. Es würden aber zusätzliche Container aufgestellt, als Aufenthaltsräume und als Klassenzimmer. Denn die unterirdischen Unterkünfte sind durchaus umstritten.
Die Schweizer Flüchtlingshilfe sieht sie gemäss Swissinfo nur als «zeitlich begrenzte Notmassnahme» und «letztes Mittel». Geflüchtete Familien sollen «nicht länger als nötig» so wohnen müssen, betont auch der kantonale Sozialdienst im Aargau.
Allerdings seien die Erfahrungen damit positiv. Bereits im Sommer wurden nämlich erste Flüchtlingsfamilien in einem unterirdischen Notspital in Muri einquartiert.
«Alle Beteiligten geben uns gutes Feedback, also die freiwilligen Helferinnen, die Gemeinde», so Leiter Karl Heinz Graf. «Aber wir haben eine zu hohe Belegung, wir sind in Muri nun mit 130 Personen wirklich am Anschlag.»
Andere Kantone nutzen Bunker nur für Männer
Auch im Kanton Bern sind inzwischen vier Bunker für Asylsuchende in Betrieb, allerdings nicht für Familien. Basel-Stadt bringt Flüchtlinge seit einigen Tagen ebenfalls unterirdisch unter, in einer Anlage auf Münchensteiner Boden.
Auch hier sind es nur alleinreisende Männer, welche ohne Tageslicht auskommen müssen. Im Kanton Zug wurde eine Anlage in Cham bereitgestellt, sie wird allerdings (noch) nicht gebraucht.
Wieder andere Kantone setzen weiterhin ausschliesslich auf oberirdische Lösungen. Neben eigenen Liegenschaften und Mietwohnungen auch auf Container oder Provisorien.
Solche mobilen Unterkünfte sind auch im Aargau im Einsatz, zum Beispiel im Werkhof Frick. Aber, sagt Karl Heinz Graf vom Sozialdienst: «Die Auslastung in allen Unterkünften beträgt aktuell schon 90 Prozent. Wir sind schlicht gezwungen, auch unterirdische Anlagen zu nutzen.»