Die Situation in den Spitälern wird in diesen Tagen wieder zum Thema. Am Donnerstag etwa schlugen gleich drei Verbände Alarm. Sie fordern Massnahmen, um eine drohende Triage in den Spitälern abzuwenden. Einer davon ist der Verband des Pflegepersonals SBK. Der Verband fordert die Bevölkerung auf, Kontakte einzuschränken und Hygienemassnahmen einzuhalten. Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des Verbandes, erklärt die Hintergründe.
SRF News: Wie ist die Situation Ihrer Ansicht nach in der Pflege im Spital aktuell?
Yvonne Ribi: Die Situation ist enorm angespannt. Wir haben das Gesundheitspersonal, das mit der Bevölkerung in dieser fünften Welle ist. Es ist am Anschlag. Es geht darum, das Personal zu schützen, aber auch darum, diese fünfte Welle zu brechen.
Sie fordern Kontakteinschränkungen in der Bevölkerung. Zählen Sie vor allem auf die Solidarität der Menschen?
Wir alle befinden uns seit 21 Monaten in dieser Pandemie. Wir wissen, welche Massnahmen nützen. Wir alle sind Teil dieser Bevölkerung. Wir wissen, dass das Reduzieren von Kontakten dem Virus nicht ermöglicht, von einem Menschen zum anderen zu springen. So können die Fallzahlen sinken. Jeder und jede sollte bei sich Verantwortung übernehmen und die Kontakte einschränken, egal ob geimpft oder nicht.
Maske tragen – und zwar korrekt –, Abstand halten und Händehygiene: Das ist zentral, um die Fallzahlen und damit die Hospitalisierungsrate zu senken und so auch das Gesundheitswesen zu entlasten.
Und wenn man doch Kontakte hat, dann sind diese mit den entsprechenden Schutzmassnahmen durchzuführen. Das heisst Maske tragen – und zwar korrekt –, Abstand halten und Händehygiene. Das ist zentral, um die Fallzahlen und damit die Hospitalisierungsrate zu senken und so auch das Gesundheitswesen zu entlasten.
Sie sehen aber die Politik schon auch in der Pflicht?
Auf jeden Fall. Aber letztlich sind wir alle in der Pflicht. Wir wissen, welche Massnahmen wirken. Was zentral ist: Wenn die Hospitalisierung weiter so ansteigen sollte und das Personal noch mehr unter Druck kommt, dann werden Entscheidungen getroffen werden müssen, dass nicht mehr alle Menschen in diesem Land die medizinische Versorgung erhalten, die sie brauchen.
Triage ist ein sehr abstraktes Wort. In der Realität bedeutet es, dass Ärztinnen und Ärzte entscheiden müssen, wer noch welche medizinische Versorgung erhält.
Triage ist ein sehr abstraktes Wort. In der Realität bedeutet es, dass Ärztinnen und Ärzte entscheiden müssen, wer noch welche medizinische Versorgung erhält. Das betrifft alle Menschen, die auf das Gesundheitswesen angewiesen sind, egal ob sie wegen einem Hirnschlag, wegen Covid, wegen eines Herzinfarkts oder einer dringenden Operation auf die Intensivstation müssen. Da ist die Politik in der Pflicht. Aber natürlich sind wir alle auch als Gesellschaft in der Pflicht.
Hat Sie die Geschwindigkeit dieser Entwicklung etwas überrascht?
Wir sind aktuell in einer unsicheren Situation. Einerseits steigen die Spitaleinweisungen massiv an. Andererseits sind die Fallzahlen enorm hoch. Man wusste nicht genau, wann das Gesundheitswesen so unter Druck kommt, dass die Gesundheitsversorgung quasi gefährdet ist. Die Situation mit der Impfung ist nicht vergleichbar wie vor einem Jahr. Gleichzeitig haben wir diese Unsicherheit durch die neue Virusvariante. Alle diese Faktoren, aber vor allem auch die Rückmeldungen aus der Praxis haben uns dazu bewogen, jetzt zu kommunizieren. Heute entscheidet der Bundesrat. Es ist wichtig, dass Massnahmen folgen, die wirken und die die Fallzahlen und Hospitalisierung senken.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.