Bei kühlem aber sonnigen Wetter arbeiten die polnischen Erntehelfer auf den Feldern des Spargelhofs Köhli in Kallnach im Berner Seeland, einem der zehn grössten Spargelproduzenten der Schweiz.
Eine Maschine hilft ihnen, die Folien, unter denen die Spargeln wachsen, zu heben. Wenn sie darunter eine reife Spargelspitze sehen, stechen sie diese aus. Derzeit sind elf Helfer da. Stanislaw Wosk ist einer von ihnen: «Ich komme seit 2009 nach Kallnach.» Letztes Jahr konnte er nicht kommen.
Dass es in diesem Jahr geklappt hat, ist einer Ausnahme des Bundes zu verdanken. Weil Polen auf der Risikoliste des Bundesamtes für Gesundheit steht, müsste Stanislaw Wosk zehn Tage in Quarantäne, wenn er in die Schweiz einreist. Das hätte er aber nicht gemacht, weil er in dieser Zeit keinen Lohn erhalten hätte. Der Bundesrat hat Erntehelferinnen und -helfer jedoch als systemrelevant eingestuft, weshalb die Quarantäne für diese nun wegfällt.
Um den Test bezahlen zu können, musste ich einen Tag arbeiten.
Die Helfer müssen sich jedoch vor der Abreise in ihrem Heimatland testen lassen. Das hat Stanislaw Wosk 50 Franken gekostet – so viel wie er normalerweise an einem Tag verdient. Für ihn lohnt es sich trotzdem, denn in seinen drei Monaten in der Schweiz verdient er mit rund 7000 Franken doppelt so viel wie zu Hause auf dem Bau.
So viele Anfragen wie noch nie
In diesem Jahr wollten besonders viele in der Schweiz arbeiten. Der Chef von Stanisalw Wosk, Ronny Köhli, erzählt, er habe so viele Anfragen wie noch nie erhalten. Nicht nur aus Polen seien Anrufen gekommen, auch aus Rumänien und Bulgarien. «Die Leute haben dort wohl keine Arbeit und wollten darum kommen», so Köhli.
Der Spargelproduzent muss seine Erntehelferinnen und -helfer sieben Tage nach der Anreise testen lassen. So verlangt es der Bund. «Die Diskussion wird sein, ob das die Krankenkasse zahlt oder wir», sagt Köhli. Das kann schnell mehrere Tausend Franken kosten.
Um die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können, hat Ronny Köhli seinen Hof umgebaut und für rund 300'000 Franken ein Container-Dorf erstellt. Geplant war das schon vorher, Corona hat es beschleunigt.
Statt im Massenschlag schlafen die Hilfskräfte nun zu zweit in einem Zimmer. Wer das Zimmer teilt, arbeitet auch auf dem Feld zusammen. Gegessen und geduscht wird gestaffelt. Alles, damit es möglichst keine Ansteckungen gibt.
Ronny Köhli ist trotz Aufwand froh, dass seine teilweise langjährigen Erntehelfer aus Osteuropa da sind. «Unser Erntepersonal ist unser grösstes Kapital. Ohne sie könnten wir keine Spargeln verkaufen.»
Im letzten Jahr konnten nicht alle seine Hilfskräfte einreisen, weshalb er auf Schweizerinnen und Schweizer zurückgreifen musste. Köche, Serviceangestellte, Kosmetikerinnen oder Coiffeusen halfen aus.
Diese hätten gute Arbeit geleistet, aber auch für gewisse Probleme gesorgt: «Es ist nicht so, dass sie nicht auch hart arbeiten würden. Aber hier ist man nebst der harten Arbeit dem Wetter ausgesetzt. Und als die Läden wieder öffneten, waren sie weg und unser kleines Stammteam stand allein da – mitten in der Hochsaison.»
Das sollte in diesem Jahr nicht passieren, sofern es keinen Coronafall gibt: «Im Worst Case müssen wir den Betrieb zu tun. Ich hoffe es nicht und wir wollen es gar nicht so weit kommen lassen», sagt Köhli.