Der Bundesrat will die Fallzahlen der Corona-Infektionen senken, um eine mögliche Überlastung der Spitäler nicht zu provozieren. Dazu hat er einige Vorschläge unterbreitet, die nun bei den Kantonen in der Vernehmlassung sind. Arbeitgeberpräsident Roland Müller lehnt die Homeoffice-Pflicht ab. Auch eine generelle Maskenpflicht brauche es nicht.
SRF News: Warum geht Ihnen die Homeoffice-Pflicht zu weit?
Roland Müller: Schutzkonzepte existieren in den Unternehmungen bereits. Insofern ist Variante 1 eine sehr sinnvolle. Maskenpflicht wird überall dort verordnet, wo Abstände nicht eingehalten werden können oder wo die Leute in Betrieb sind und das Zertifikat nicht eingesehen wird. Alle Massnahmen mit Blick auf Verpflichtungen, namentlich Homeoffice-Pflicht oder auch die Kombination, dass nur Geimpfte wieder an den Arbeitsplatz kommen können, die erachten wir nicht als zielführend.
Auch Variante 1, die generelle Maskenpflicht, sehen Sie etwas skeptisch. Warum denn?
Bereits heute ist das Maskentragen überall dort, wo Abstände nicht eingehalten werden können, Pflicht. Schon jetzt können sich die Arbeitgebenden, wenn sie dies wollen und wenn sie es ins Schutzkonzept einbeziehen, das Zertifikat geben lassen, sodass wir verschiedene Möglichkeiten haben. Natürlich ist Variante 1 eine mögliche Variante. Aber man muss schon sehen: Insbesondere in Grossraumbüros werden wieder Teams zusammengestellt. Das heisst, es sind nicht alle Leute vor Ort, sodass das Maskentragen nicht notwendig wäre.
Sie schreiben in Ihrer Stellungnahme: Solange die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitswesens nicht akut sei, reichten für den Verband indessen die bestehenden bewährten Schutzmassnahmen aus.
Ja, weil das Maskentragen, wenn jemand alleine im Büro ist, keinen Sinn macht. Zum anderen haben wir im Vergleich zum letzten Jahr viele Leute, die geimpft, genesen oder getestet sind. Und im aktuellen Schutzkonzept des Bundesrates kann der Arbeitgeber das Zertifikat auch einsehen.
Viele der Mitarbeitenden wollen das Zertifikat selber zeigen, damit sie die Maske nicht tragen müssen.
Oder umgekehrt: Die Mitarbeitenden wollen das Zertifikat selber zeigen, damit sie die Maske nicht tragen müssen. Wir müssen zwischen einer Umgebung, in der man sich kennt, wo man die Zertifikate einsehen kann und einem öffentlichen Raum unterscheiden. Dort wird man nicht um eine Maskenpflicht umhinkommen, weil Einzelkontrollen gar nicht durchführbar sind.
Was sagen die Mitglieder ihres Verbands?
Wir haben gestern Abend eine Umfrage mit Multiple Choice gestartet. Die ersten Antworten erachten Variante 1 für möglich, weil man das gesamte Schutzkonzept, weiterführen kann. Es hat sich bewährt, insbesondere weil die Verpflichtung, im Homeoffice zu arbeiten, gänzlich abgelehnt wird. Überall dort, wo Homeoffice nicht möglich ist, ist man weiterhin im Betrieb.
Am Arbeitsplatz enthält Variante 1 die Weiterführung der Homeoffice-Empfehlungen und Maskentragen überall dort, wo man die Abstände nicht einhalten kann.
Zusammengefasst: Ihrem Verband gehen die Vorschläge partiell viel zu weit. Würden Sie es begrüssen, wenn es bliebe, wie es jetzt ist?
Vom Schutzgedanken her bezogen auf den Arbeitsplatz erachten wir die aktuellen Möglichkeiten als sehr sinnvoll. Denn die Covid-Ausbrüche sind nach wie vor nicht am Arbeitsplatz. Wenn wir in den öffentlichen Bereich gehen, da sind die anderen Massnahmen, die der Bundesrat vorschlägt – die Ausweitung der Zertifikatspflichten in öffentlichen Bereichen – durchaus sinnvoll. Am Arbeitsplatz enthält Variante 1 die Weiterführung der Homeoffice-Empfehlungen und Maskentragen überall dort, wo man die Abstände nicht einhalten kann. Das wird bereits heute so angewandt.
Das Gespräch führte Salvador Atasoy.