Ein Bagger surrt im Hintergrund, es wird gehämmert und gegraben auf einem 3000 Quadratmeter grossen Landstück an der Limmat in Gebenstorf. Hier werden römische Überreste ausgegraben, nur etwa zwei Kilometer entfernt von Vindonissa, dem einzigen römischen Legionslager der Schweiz, in der Nähe von Brugg.
Die ersten Resultate sind überraschend: Die ausgegrabenen Mauern deuten auf ein grösseres Gebäude hin. Es fehlten Anzeichen für eine Siedlung an diesem Ort, erklärt Grabungsleiter Erik Martin von der Aargauer Kantonsarchäologie: «Es ist wirklich eine interessante Frage: Warum haben wir hier ein Gebäude von dieser Grösse?»
Ein Umschlaglager für Waren?
Die Forscherinnen und Forscher haben eine These: «Es könnte sich um ein grösseres Gebäude handeln, das für Lagerzwecke verwendet worden ist», vermutet Erik Martin. Ein Umschlaglager für Waren.
Hier könnten Waren gelagert worden sein, die für das Legionärslager Vindonissa bestimmt waren und auf dem Flussweg über die Limmat bis hierhin transportiert wurden.
Hinweise auf Lebensmittel
Gestützt würden diese Vermutung durch zahlreiche Funde, erklärt Erik Martin. Dazu gehören Scherben von Amphoren, in denen Wein-, Öl und Fischsaucen gelagert worden sind.
Dass es hier römische Überreste im Boden hat, ist seit dem 17. Jahrhundert bekannt. 2019 bis 2020 wurden an dieser Stelle erste Grabungen durchgeführt. Doch nun eilt es: Auf dem Areal soll bald eine Wohnüberbauung mit Tiefgarage gebaut werden.
Rettungsgrabung in zwei Etappen
Aus diesem Grund führt die Aargauer Kantonsarchäologie die Rettungsgrabung durch. Gearbeitet wird in zwei Etappen: von April bis November 2024 und von März bis Mai 2025.
Die Forschenden haben grosse Erwartungen an die Ausgrabung an der Limmat in Gebenstorf. Zwar ist vieles über das Legionärslager in Vindonissa bekannt, wo die römischen Soldaten stationiert waren. Es gibt aber noch zahlreiche offene Fragen: Zum Beispiel weiss die Forschung wenig über das Verhältnis zwischen römischen Militärlagern und den Menschen im Umland.
Es ist schön, dass ich die Überreste als Letzte noch sehen und für die Nachwelt dokumentieren kann.
Die römischen Überreste liegen ein bis zwei Meter unter der heutigen Oberfläche. Darum wird das darüberliegende Material mit einem Bagger abgetragen. Erst dann folgt die Feinarbeit.
Dass die römischen Überreste nächstes Jahr wegkommen, stimmt Jara Junker etwas traurig: «Aber es muss sein.» Man müsse ja wohnen und leben können. «Es ist schön, dass ich die Überreste als Letzte noch sehen und für die Nachwelt dokumentieren kann», schmunzelt die Grabungstechnikerin.