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Beznau-Abschaltung 2033 Entscheid schafft Zeit und Raum – der aber genutzt werden muss

Das AKW Beznau ist am Lebensende angekommen. Auch viel Geld hätte den angejahrten Reaktoren kein zweites Leben mehr eingehaucht. Diese Tatsache setzt die Schweiz nun gleich in mehrfacher Hinsicht unter Druck. Zuerst einmal die Energiebranche selbst: Mit Beznau fällt mittelfristig eine substanzielle Strommenge weg, die ersetzt werden muss.

Ein neues Kernkraftwerk wird die Lücke jedenfalls nicht so rasch schliessen. Die Planung und der Bau einer solchen Anlage dürften bestenfalls 20 Jahre dauern. Vorausgesetzt, das Volk will diese Technologie in der Schweiz wieder zulassen. Nach heutiger Gesetzgebung ist ein Neubau nicht gestattet.

Potenzial im Solarbereich nicht ausgeschöpft

Folglich muss die Strommenge aus anderer Quelle kommen: Wind, Wasser und Sonne. Im Solarbereich läuft der Zubau erfreulich gut, muss aber künftig in ähnlichem Tempo weitergehen. Zudem ist die Technologie unbestritten und das bestehende Potenzial in der Schweiz noch lange nicht ausgeschöpft. Und mit Grossspeichersystemen sind heute neue Möglichkeiten vorhanden, um Schwankungen sowie Produktionsspitzen und Nachfrage auszugleichen.

Schwieriger dürfte der Zubau bei neuen Windparks werden. Windräder sind mancherorts nicht gern gesehen. Da braucht es viel Überzeugungsarbeit seitens der Initianten. Bei der Wasserkraft wiederum ist der Spielraum für neue, grosse Anlagen in den Alpen nur noch begrenzt vorhanden.

Volk unterstützt Zubau

Positiv zu werten ist zudem, dass das Volk in mehreren Abstimmungen seine Unterstützung für diesen Zubau bekundet hat; auf nationaler Ebene ganz grundsätzlicher Art beim Energiegesetz und auf lokaler Ebene mitunter zu konkreten Projekten wie beispielsweise bei alpinen Solaranlagen.

Somit setzt der Entscheid der Axpo nun alle Energieversorger unter Druck, Projekte in der Schweiz zügig, ernsthaft und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl voranzutreiben.

Entscheid schafft Zeit und Raum

Doch das Ende von Beznau setzt auch die Politik unter Druck: Die Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen sind die beiden grössten und jüngsten Kernkraftwerke der Schweiz. Doch auch sie haben schon etliche Jahrzehnte Betrieb auf dem Buckel. Hier wird sich ebenfalls die Frage stellen, ob und zu welchem Preis ihre Lebensdauer verlängert werden kann und soll.

Noch investieren die Eigentümer, weil sie damit Geld verdienen. Aber was, wenn die Rechnung nicht mehr aufgeht? Muss dann die öffentliche Hand einspringen? Diese Fragen soll die Politik frühzeitig klären.

Der Entscheid, Beznau per Ende 2033 stillzulegen, schafft zwar Zeit und Raum, der aber genutzt werden muss.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Rendez-vous, 5.12.2024, 12:30 Uhr

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