Staatsanwalt Thomas Hildbrand plädierte heute Morgen in der Strafsache Blatter – Platini. Zur Erinnerung: Die beiden Fussball-Grössen Sepp Blatter (86) und Michel Platini (67) müssen sich vor dem Bundesstrafgericht verantworten wegen einer Zwei-Millionen-Zahlung im Jahr 2011.
Blatter und Platini machen geltend, sie hätten in 1998/1999 mündlich eine solche Honorar-Zahlung vereinbart. Über das genaue Datum aber, so zeigt heute das Plädoyer des Staatsanwaltes, verwickelten sie sich während den Einvernahmen in Widersprüche.
Unbestritten ist: Nach der Wahl von Blatter zum Fifa-Präsidenten 1998 engagierte dieser den Fussballstar Platini als Berater. Schriftlich vereinbarten sie ein Jahreshonorar von 300'000 Franken. Den Betrag setzte Blatter, so Hildbrand heute, handschriftlich ein. Acht Jahre später schickte Platini an die Fifa eine Rechnung von zwei Millionen Franken. Begründung: Er und Blatter hätten ursprünglich mündlich ein Honorar von einer Million vereinbart. Deshalb verlange er die Differenz für die vier Jahren Beratung nachträglich: viermal 500'000 Franken, sprich zwei Millionen.
Unklarer Umgang mit Fifa-Vermögen
Doch: Die Differenz zwischen dem angeblichen Honorar von einer Million und dem schriftlich vereinbarten Jahressalär von 300'000 Franken beträgt 700'000 und nicht 500'000 Franken. Fazit: Gäbe es einen solchen mündlichen Vertrag, hätte Platini 2.8 Millionen fordern müssen. Platini vor Gericht: «Ich habe mich getäuscht.» Hildebrand: Das zeige, wie locker sie mit Fifa-Vereinsvermögen umgingen.
Die Fifa, angewiesen durch Blatter, bezahlte die Rechnung. 2015, wenige Monate nach der Verhaftungsaktion von hohen Fifa-Funktionären im Zürcher Luxushotel Baur au Lac, eröffnete die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren. In einer grossangelegten Aktion führte sie eine Hausdurchsuchung bei der Fifa durch. Hildebrand heute vor Gericht: Blatter habe sich in Widersprüche verwickelt.
Die Fifa wäre jederzeit in der Lage gewesen, das angeblich geschuldete Honorar zu bezahlen.
Bei späteren Einvernahmen pochte Blatter darauf, dass er mit Platini mündlich ein Honorar vereinbart habe. Man habe mit der Zahlung nur zugewartet, weil die Fifa Ende der 1990er-Jahre in Finanzschwierigkeiten gewesen sei. Der Staatsanwalt zitierte aus internen Fifa-Finanzunterlagen und sagte: «Die Fifa wäre jederzeit in der Lage gewesen, das angeblich geschuldete Honorar zu bezahlen.» Das Argument Finanzschwierigkeiten sei ein vorgeschobener Grund, um die nachträgliche Zahlung zu rechtfertigen.
Düsteres Bild der Blatter-Ära
Weiter erklärte der Staatsanwalt, Platini habe ursprünglich telefonisch vier Millionen verlangt. Von ihm darauf angesprochen, so Hildbrand, habe Blatter Erinnerungslücken geltend gemacht: «An das Telefon kann ich mich nicht erinnern.»
Das Plädoyer zeichnete ein düsteres Bild der Blatter-Ära: lockerer Umgang mit Geld, widersprüchliche Aussagen, Täuschung mit «arglistig gefälschten Unterlagen». Hildbrand: Blatters und Platinis Handlungen seien durch nichts zu rechtfertigen. Sie hätten sich «ohne triftigen Grund für das Unrecht entschieden» und eine «grosse kriminelle Energie» an den Tag gelegt. Es fehle Einsicht und Reue. Entsprechend die Strafanträge des Staatsanwalts: Er verlangt für beide eine Freiheitsstrafe von je 1 Jahr und 8 Monate und einen bedingten Strafvollzug für eine Probezeit von 2 Jahren.