Kurz nach neun explodiert die Stimmung im Restaurant Neumühle in Baar. Hier, in Pfisters Wohngemeinde, haben sich interessierte Zugerinnen und Zuger auf Einladung der Mitte versammelt, um gemeinsam die Wahl zu verfolgen. «Gewählt ist, mit 134 Stimmen, Martin Pfister», schallt es aus dem Fernseher und gefühlt der ganze Saal hüpft auf.
Nur lobende Worte
Rund 30 Personen fallen sich in die Arme, schlagen ein und jubeln. Einige bekommen feuchte Augen. «Ich musste effektiv Freudentränen verdrücken», sagt ein Mann. Er freue sich ausserordentlich für Martin Pfister. «Wie schön, dass ihm seine sachliche und ruhige Art zur Wahl verholfen hat.» Das Verteidigungsdepartement, das nun höchstwahrscheinlich auf Pfister wartet, traue er ihm zu. «Als Oberst kennt er die ganze Militärangelegenheit bestens.»
Dem stimmt auch Jean Luc Mösch zu, der für die Mitte im Zuger Kantonsrat sitzt. Er feiere als Parteikollege, als Zuger, aber auch als Pfader. Mösch kennt Pfister seit Pfadizeiten und ist überzeugt, die Erfahrung aus der Jugendorganisation helfe ihm im Bundesrat.
«Martins Pfadiname ‹Hecht› sagt eigentlich schon alles», so Mösch. «Der ruht im Wasser, beobachtet, analysiert und dann schlägt er zu.» Das passe zum neuen Bundesrat. «Nicht, dass er jetzt beginnt, mit dem Hammer zuzuschlagen; aber er wird sein Dossier korrekt angehen, sobald er es analysiert hat.»
Auch in Bern hat eine Zuger Delegation dem eigenen Bundesratskandidaten die Daumen gedrückt. Sie ist mit musikalischer Unterstützung angereist. Mit der Guggenmusik, in der Pfister selbst Posaune spielt. Nach der Wahl widmen sie dem frisch gewählten Bundesrat aus den eigenen Reihen ein Ständchen auf dem Bundesplatz.
Beliebt über Parteigrenzen hinaus
An der Feier in Baar sieht man nicht nur bei Pfisters Mitte-Kolleginnen strahlende Gesichter. Als Regierungsrat schätzte man ihn über die Parteigrenzen hinaus. Unter anderem verfolgte die Zuger Stadträtin Barbara Gysel von der SP die Wahl in Baar. «Es ist ein Freudentag für Zug, aber auch für die Schweiz», so Gysel. «Martin Pfister ist eine Person, die zur äusseren und inneren Sicherheit der Schweiz beitragen kann.»
FDP-Frau Esther Rüttimann, Steinhauser Gemeinderätin, stimmt in den Lobgesang ein. «Martin Pfister ist ein ganz feiner Mensch und ein versierter Politiker.» Ausserdem sei es an der Zeit gewesen, dass der Kanton Zug wieder einen Bundesrat stellen dürfe. «Wir sind im Finanzausgleich mittlerweile der grösste Geberkanton und es ist schön, dass wir das nun würdig auf Bundesebene vertreten dürfen.»
Ende einer Durststrecke
Tatsächlich ist Martin Pfister der erste Zuger Bundesrat seit über fünfzig Jahren. Seit CVP-Mann Hans Hürlimann im Jahr 1982 aus der Landesregierung zurücktrat, stellte der Kanton keinen Bundesrat mehr.
Auch für die gesamte Region geht eine lange Durststrecke zu Ende. Der letzte Bundesrat aus der Zentralschweiz war Kaspar Villiger, der vor über 20 Jahren zurücktrat.
Diese lange Wartezeit betont auch der Kanton Zug in seiner offiziellen Gratulation, die er per Medienmitteilung verschickte. «Dies ist ein historischer Moment für den Kanton», wird Landammann Andreas Hostettler zitiert.
«Martin Pfisters Engagement und seine politische Weitsicht werden die Schweiz bereichern.» Wer Pfister in der Kantonsregierung beerben darf, werde per Ergänzungswahl bestimmt. Sie findet frühestens am 15. Juni statt.