Pfisters Überraschung im ersten Wahlgang: Bereits im ersten Wahlgang schnuppert Martin Pfister an der Sensation. Der Zuger erhält 122 Stimmen und verpasst die Wahl in die Landesregierung damit um nur eine einzige Stimme. Konkurrent Markus Ritter kommt auf 105 von 245 gültigen Stimmen. 18 Stimmen gehen an diverse Kandidatinnen und Kandidaten.
Der Coup im zweiten Wahlgang: Im zweiten Wahlgang wählt die Vereinigte Bundesversammlung Martin Pfister mit 134 von 245 gültigen Stimmen in die Landesregierung. Der St. Galler Nationalrat Markus Ritter erhält 110 Stimmen. Das absolute Mehr beträgt 123 Stimmen.
Die Emotionen bei der Bundesratswahl: Ein Jauchzen geht durch den Nationalratsaal, als Nationalratspräsidentin Maja Riniker Pfisters Sieg verkündet. Der Jubel kommt von der Gästetribüne, auf der Familienmitglieder und Freunde von Martin Pfister aufspringen und beherzt applaudieren. Darunter Pfisters Tochter, die sich sichtlich gerührt die Tränen aus den Augen wischt. Auch Viola Amherd wird bei ihrer Abschlussrede emotional. Mit brüchiger Stimme und den Tränen nahe bedankte sie sich für die Zusammenarbeit und bei ihrer Familie und Freunden.
Pfisters Rede: Der 61-Jährige tritt noch etwas ausser Atem ans Rednerpult im Nationalratssaal. Im Wahlkampf habe er noch gesagt, dass ihm Kasernen vertrauter seien als das Bundeshaus. «Doch inzwischen fühle ich mich in beiden Welten wohl.» Er dankt dem Parlament für seinen warmen Empfang. Die Grundfesten der Schweiz hätten einige Erschütterungen erlebt – im eigenen Land und ausserhalb, fährt Pfister fort. «Möglicherweise stehen wir vor grossen geopolitischen Veränderungen, die die Schweiz in den nächsten Jahren besonders fordern werden – sicherheitspolitisch aber auch in anderen politischen Feldern.» Es brauche deshalb ein ausserordentliches Engagement auf allen Ebenen.
Politologe zu Pfisters Wahl: Für Adrian Vatter ist der Erfolg von Martin Pfister nicht nur eine «Anti-Ritter-Wahl». Dem neuen Zuger Bundesrat sei es im Wahlkampf zunehmend gelungen, seine Stärken auszuspielen. Pfister habe im Vorfeld der Wahl immer wieder auf seine Regierungserfahrung im Kanton Zug und seinen militärischen Grad als Oberst hingewiesen, so der Politologieprofessor der Uni Bern. «Es war also nicht nur eine Anti-Ritter-Wahl, man sah im Parlament durchaus auch seine Stärken», sagte Vatter. Laut Vater hat Pfister die Wahl gewonnen, weil das rot-grüne Lager geschlossen für ihn gestimmt hat. Dazu seien wohl noch mindestens die Hälfte der Mitte-Stimmen sowie die Hälfte bis zwei Drittel aus dem freisinnigen Lager gekommen.
Amherds bewegte Abschlussrede: Nach einer Standing Ovation wischt sich Bundesrätin Viola Amherd die Tränen ab und bedankt sich im Nationalratssaal: «Es war mir eine Ehre, unserem Land zu dienen.» Die Schweiz müsse sich heute die grundsätzliche Frage stellen, wie sie ihre Demokratie, ihren Rechtsstaat und ihre Bevölkerung schützen könne. «Wir müssen dem politischen System und der politischen Kultur Sorge tragen. Auch wenn wir unterschiedliche Meinungen vertreten, sollten wir mit Respekt und einem grundsätzlichen Wohlwollen aufeinander zugehen», so Amherd. Gerade in der heutigen Zeit sei dies wichtiger denn je.