Wir bedanken uns für den spannenden Austausch mit Ihnen. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir uns für einen noch besser qualifizierten Kandidaten entschieden haben.
Na danke. Da legt man sich seinen besten Anzug zurecht, erklärt mit Engelsgeduld, wo man sich in fünf Jahren sieht und warum man eigentlich die Stelle wechseln will. Und dann war alles für die Katz: Wer sich für einen neuen Job bewirbt, braucht ein dickes Fell. Und wer Bundesrat werden will, ebenfalls.
Erst die Überzeugungsarbeit bei der Familie, dann Hearing über Hearing bei den Parteien, der mediale Spiessrutenlauf und schliesslich der Showdown am Wahltag: Bundesrat werden kostet Zeit und Nerven. Wenns am Ende nicht klappt, kann schon einmal die grosse Leere einsetzen.
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Bild 1 von 2. Bundesratskandidaten müssen hart im Nehmen sein: Wer den Job nicht bekommt, kann seine Enttäuschung nicht einfach ins Sofakissen schreien …. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 2 von 2. … stattdessen heisst es Haltung bewahren – und sich für den Konkurrenten mitfreuen, der mit Blumen überhäuft im Blitzlichtgewitter versinkt. Denn jede Gefühlsregung wird genaustens registriert. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
Markus Ritter bleibt der Ritterschlag verwehrt. Einer der einflussreichsten Parlamentarier unter der Bundeshauskuppel krönt seine Politkarriere nicht mit dem Einzug in den Bundesrat.
Polit-Profi – auch in der Niederlage
Umso bemerkenswerter seine Reaktion. Der Mitte-Mann, der Niederlagen nur aus Erzählungen seiner Ratskollegen kennt, nahm den Karriereknick gefasst.
Kandidiert habe er, weil sich so viele seiner Parteikollegen zierten. Und als Nationalrat und Präsident des Bauernverbands habe er noch viel vor. Schliesslich gratulierte der St. Galler seinem Kontrahenten: «In Martin Pfister habe ich einen Freund gewonnen.» So geht verlieren.
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Bild 1 von 3. Noch ein Bauer im Bundesrat? Auf dem Weg zur Wahl konnte man durchaus auf den Geschmack kommen. Letztlich fruchtete aber auch das nicht. Bildquelle: SRF/Manuel Imhasly.
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Bild 2 von 3. Für diese Herren war klar, dass ein Ritter in den Bundesrat muss. Oder am besten gleich zwei. Die Vereinigte Bundesversammlung sah es anders. Bildquelle: SRF/Manuel Imhasly.
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Bild 3 von 3. Keine Sprengkandidaten und keine konspirativen Treffen auf der Raucherterrasse: Dort wurde ganz einfach nur geraucht. Bundesbern hat schon aufregendere Bundesratswahlen erlebt. Bildquelle: SRF/Manuel Imhasly.
Die abtretende Bundesrätin Viola Amherd zeigte mehr Emotionen. Mit nachdenklicher Miene hörte sich die Walliserin die Würdigung von Nationalratspräsidentin Maja Riniker an. Dann trat sie selbst ans Rednerpult, und musste sich erst einmal eine Träne aus dem Auge wischen.
Als Amherd ihre letzten Worte als Verteidigungsministerin sprach, versagte ihre Stimme. Es war der berührende Abschluss einer stürmischen Bundesratskarriere.
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Bild 1 von 2. Im warmen Applaus des Parlaments schwang auch eine versöhnliche Botschaft mit: Bundesräte kritisieren ist nicht schwer, Bundesrätin sein dagegen sehr. Besonders, wenn man im VBS landet. Amherds Nachfolger wird es registriert haben. Bildquelle: Keystone/Alessandro della Valle.
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Bild 2 von 2. Elisabeth Baume-Schneider herzt ihre scheidende Bundesratskollegin. Künftig verschiebt sich das Geschlechterverhältnis im Gremium auf 5 zu 2 zugunsten der Männer. Bildquelle: Keystone/Anthony Anex.
Nüchterner gab sich Amherds Nachfolger Martin Pfister. Der frisch gewählte Bundesrat sprach mit feierlicher Sachlichkeit zum Parlament, das ihn schon im zweiten Wahlgang vom Regierungs- zum Bundesrat befördert hatte. Und damit das «Experiment Pfister» wagt.
Das Fremdeln mit Bundesbern hat der bisherige Zuger Gesundheitsdirektor rechtzeitig abgelegt: «Mittlerweile fühle ich mich unter der Kuppel ebenso wohl wie in der Kaserne», erklärte der Oberst a.D., der das irrlichternde VBS wieder auf Kurs bringen soll.
Dass ihn die Wahl nicht kalt liess, verriet Pfisters Stolperer auf dem Weg zum Rednerpult. Bei einem derart steilen Aufstieg kann man schon einmal aus dem Tritt kommen.
Die Umarmung und das Versprechen
«Verräterisch» war auch die Reaktion von Pfisters Tochter: Auf der Tribüne des Nationalratssaals war sie zu Tränen gerührt, als ihr Vater vereidigt wurde.
Auch Pfisters innige Umarmung mit seiner Frau Cacilda lässt darauf schliessen, was ihm die Wahl in den Bundesrat bedeutet. Genauso wie seiner Familie, für deren Unterstützung er sich zutiefst dankbar zeigte.
Schliesslich wich das letzte bisschen Anspannung beim Neo-Bundesrat. «Spass und Kultur müssen sein. Ich werde mich bemühen, mich diesen Dingen weiter zu widmen», versprach Pfister seiner Guggemusig im SRF-Interview.
Seine Gspändli von der «Snäfuu» dankten es ihm mit einem Ständchen auf dem Bundesplatz. Wann ihr prominenter Posaunist wieder mittun kann, ist unklar.
Erst einmal wird Martin Pfister dem VBS den Marsch blasen müssen, in dem es zuletzt mehr Misstöne als bei jedem Fasnachtsumzug gab.