Bio-Cannabis statt Schwarzmarkt-Kraut und keine Angst mehr vor der Polizei: Die Basler Pilotstudie beschert den Teilnehmenden ein entspannteres Leben. Neun Basler Apotheken sind zu amtlich bewilligten Dealern geworden. Dort können vorerst rund 180 Kiffende mit einem Ausweis für diese Studie und ihrer ID Cannabis kaufen.
In einem halben Jahr werden weitere knapp 200 Cannabis-Konsumierende dazu stossen. Diese Verzögerung soll einen wissenschaftlichen Vergleich zu Gesundheit und Konsumverhalten ermöglichen zwischen jenen Teilnehmenden, die kontrolliert kiffen und jenen, die sich weiter auf dem Schwarzmarkt versorgen.
Kiffen zur Entspannung
Wenn er früher Cannabis bei Kollegen gekauft habe, habe er nie gewusst, ob es schimmlig sei oder Keime enthalte, sagt Daniel, einer der Teilnehmenden – seinen richtigen Namen möchte er nicht öffentlich nennen. Die Studie gebe ihm daher mehr Sicherheit.
Der 30-Jährige hatte nach eigenen Angaben früher auch andere Drogen ausprobiert; nur beim Kiffen sei er geblieben. Er rauche, wenn er gestresst nach Hause komme. «Dann rauche ich einen Joint, und das holt mich herunter. Es entspannt mich einfach – das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich es tue.»
Ich rauche einen Joint, und das holt mich herunter.
Interesse an einer Teilnahme angemeldet hatten 560 Kiffende, aber der Versuch ist begrenzt auf 374 Kantonsbewohnerinnen und Kantonsbewohner. Zugelassen sind nur Volljährige, die bereits regelmässig Cannabis konsumieren; dies wird mittels Urin-Tests auch überprüft. Zudem musste man ärztliche Abklärungen bestehen, auch die psychische Verfassung muss stimmen: Er sei unter anderem nach Suizidgedanken gefragt worden, erinnert sich Daniel. Dies sei sinnvoll, weil ein Rausch Gemütszustände verstärken könne.
Die Basler Cannabis-Studie ist auf zweieinhalb Jahre angelegt. Die Teilnehmenden werden alle zwei Monate befragt, wie es ihnen ergeht – wer nicht antwortet, fliegt raus. Gemäss Angaben des Kantons nehmen 302 Männer, 66 Frauen und sechs non-binäre Personen zwischen 18 und 76 Jahren teil. Das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren.
Pflanzen entsprachen zunächst nicht den Bio-Vorgaben
Weil Cannabis in der Schweiz verboten ist, war grünes Licht vom Bund nötig für den Versuch in Basel. Eigentlich hätte diese Studie schon Mitte September 2022 losgehen sollen, doch dann brachten unerwünschte Inhaltsstoffe eine Verzögerung: Wegen Bodenverunreinigungen entsprachen die ersten geernteten Pflanzen nicht den Bio-Vorgaben.
An dieser landesweit ersten zugelassenen Studie beteiligt sind das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt, die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, die Psychiatrischen Dienste Aargau und die Universität Basel. Sie soll wissenschaftliche Erkenntnisse liefern als Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik in der Schweiz.
Gemäss SRF-Recherchen haben 13 weitere Studien in anderen Kantonen ein Gesuch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) eingereicht. Deren Ansätze unterscheiden sich, etwa beim Verkauf über einen speziellen Verein, in Apotheken oder online. Manche der Studien muss auch eine Ethikkommission absegnen.
Wir sind da sicher wieder einmal Pioniere.
Diese Schweizer Forschung werde international mit Interesse verfolgt, sagt Adrian Gschwend vom BAG: «Wir sind da sicher wieder einmal Pioniere.» Er erinnert an die Vorreiterrolle beim Heroin, wo es hierzulande praktisch keine offene Szene mehr gibt.