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«Wie wollen Sie die Impfquote erhöhen, Herr Schnegg?»
Aus Samstagsrundschau vom 09.10.2021. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 29 Minuten 53 Sekunden.

Covid-Zertifikat Berner Gesundheitsdirektor denkt über 2G-Regel nach

In der Schweiz sinken die Corona-Ansteckungszahlen. Für den Fall, dass sich die Situation im Winter wieder zuspitzen sollte, denkt der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg über ein 2G-Modell beim Covid-Zertifikat nach – ein Zertifikat gäbe es also nur noch für Geimpfte und Genesene. Denn die Impfung sei der einzige Weg, um aus der Pandemie herauszukommen.

Pierre Alain Schnegg

Regierungsrat Kanton Bern

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Der SVP-Politiker ist seit Juli 2016 in der Berner Kantonsregierung. Er leitet die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion. Schnegg hat Jahrgang 1962, ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

SRF News: Ende September plädierten Sie für strengere Massnahmen, sollten die Fallzahlen wieder steigen. Woran denken Sie?

Pierre Alain Schnegg: Denkbar wäre für mich ein 2G-Zertifikat. Das würde bedeuten, dass mittels negativem Coronatest niemand mehr ein Zertifikat erhielte. Denn wir können nicht die Freiheit der Mehrheit für den Schutz einer Minderheit aufs Spiel setzen. Daher ist es umso wichtiger, dass nun alle ihre Verantwortung wahrnehmen und sich impfen lassen.

Ist eine solche 2G-Regel wirklich realistisch?

Heute ist eine 2G-Regel noch nicht realistisch und nicht gut für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Doch wenn 40 bis 50 Prozent der Intensiv-Betten mit Covid-Patienten belegt sind, ist eine Verschärfung der Massnahmen nötig. Denn bei der jetzigen Impfquote stelle ich es mir schwierig vor, dass die geimpfte Mehrheit ihre Freiheit stark einschränkt, weil eine Minderheit ihrer Verantwortung nicht nachgekommen ist.

Wir können nicht die Freiheit der Mehrheit für den Schutz einer Minderheit aufs Spiel setzen.

Gibt es auch Bestrebungen, die Zertifikatspflicht auszuweiten, etwa auf Skigebiete?

Das ist denkbar. Das Covid-Zertifikat schafft Sicherheit und würde dazu beitragen, dass Anbieter die Saison durchführen können. Derzeit laufen Gespräche mit Wintersportorten anderer Kantone und dem Bund. Es könnte für die nächste Saison auch ein Verkaufsargument sein, abhängig davon, wie sich andere Länder positionieren.

Wie positioniert sich der Kanton Bern zu den Vorschlägen des Bundes zur Erhöhung der Impfquote?

Es gibt gute Ideen, die wir unterstützen. Ich denke da an die Impfwoche, die es uns erlauben wird, Informationen weiterzutragen und gewisse Events zu organisieren. Doch es gibt auch Massnahmen, die für uns bedenklich sind, etwa die 50-Franken-Gutscheine. Das könnte die Glaubwürdigkeit unseres Gesundheitssystems untergraben.

Was ist denn daran unglaubwürdig?

Gesundheit ist keine Ware, die man kaufen oder verkaufen kann. Wenn wir gewissen Personen 50 Franken geben, die andere zum Impfen animiert haben – was machen wir dann in Zukunft mit Kampagnen gegen andere Krankheiten? Da müssen wir aufpassen. Es war mutig, eine solche Massnahme überhaupt vorzuschlagen.

Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass solche Belohnungen einen Effekt haben können.

Die Belohnung ist heute schon da. Impfen ist für die Bevölkerung gratis. Ich habe Mühe damit, dass man Gesundheit mit Geld belohnt. Man sollte lieber diejenigen belohnen, die richtig beraten können. Hier denke ich an das Gesundheitspersonal, also an Apotheker und Ärzte an der Front. Sie wurden ja eher bestraft, denn am 1. Oktober haben wir den Tarif für die Hausärzte, den sie pro Impfung erhalten, von rund 24 auf weniger als 15 Franken gesenkt.

Wir sind jetzt in einem Bereich, wo die Leute nicht mehr willig sind, sich zu impfen.

Ist die Idee, das Gesundheitspersonal zu belohnen, schon ausgereift?

Diese Idee haben wir in der Stellungnahme des Kantons Bern zu den Massnahmen des Bundes integriert. Der Kanton Bern hat für diese Phase der Kampagne den Tarif für Hausärzte und Apotheker auf 40 Franken pro Impfung fixiert. Für die Beratung der Menschen, die sich heute impfen lassen, braucht es mehr Zeit. Denn sie sind kritischer.

Im Kanton Bern sind 60.4 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner doppelt geimpft, 4.6 Prozent einmal (Stand: 7. Oktober). Das ist minimal über dem schweizerischen Durchschnitt, perfekt aber noch nicht.

Perfekt wäre es erst, wenn 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind. Wir sind aber auf Kurs und fahren mit unserer Kampagne fort. Jetzt sind wir in einem Bereich, wo die Leute nicht mehr willig sind, sich zu impfen. Man muss sie überzeugen, dass sich eine Impfung lohnt. Das wird eine lange und schwere Arbeit.

Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi.

SRF 4 News, 09.10.2021, 12:00 Uhr ; 

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