Der Bundespräsident höchstpersönlich hat vorgelegt: Er sei überzeugt, dass die dritte Impfung in nächster Zeit auf die Gesamtbevölkerung ausgeweitet werden müsse, erklärte Guy Parmelin gegenüber der «NZZ am Sonntag».
Und auch Christoph Berger, Präsident der eidgenössischen Kommission für Impffragen, kündigte in der «Sonntags-Zeitung» an, dass voraussichtlich noch dieses Jahr die Booster-Impfung für unter 65-Jährige freigegeben werde. Auf Anfrage bestätigt Berger: «Wenn die über 65-Jährigen geimpft sind, machen wir eine weitere Öffnung der Empfehlung für die Booster-Impfung. Für wen, wie und wann genau, folgt noch.»
Wenn die über 65-Jährigen geimpft sind, machen wir eine weitere Öffnung der Empfehlung für die Booster-Impfung.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) betont, dass das BAG und die Impfkommission laufend die aktuelle Datenlage evaluieren würden – und bereit seien, zeitnah zu entscheiden und die Empfehlung anzupassen.
Meinungswechsel hat diverse Gründe
Noch vor wenigen Wochen äusserten sich die Impfkommission und die Bundesbehörden sehr viel skeptischer zur Booster-Impfung für Jüngere. Für den Meinungsumschwung gibt es verschiedene Gründe: Zum einen ist da die Erkenntnis – gerade auch am Ende der vom Bund propagierten nationalen Impfwoche – dass sich ein Teil der Bevölkerung trotz aller Bemühungen nicht vom Nutzen der Corona-Impfung überzeugen lassen will.
Da scheint es sinnvoll, den bereits Geimpften eine Drittimpfung zu ermöglichen: zum eigenen Schutz – und um die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verlangsamen. Zum anderen haben verschiedene Virologinnen, Infektiologen und andere Fachleute in letzter Zeit immer lautstarker gefordert, dass es auch in der Schweiz Zeit sei für die Auffrischungs-Impfungen. Unter anderem haben sie auf die Erfolge der Booster-Impfung in Israel verwiesen.
Allerdings hat die Schweizer Zulassungsbehörde Swissmedic die Auffrischungs-Impfung bislang nur für Personen zugelassen, die als besonders gefährdet gelten – aber nicht für den Grossteil der unter 65-Jährigen. Auf Anfrage von SRF teilt Swissmedic mit: «Um eine Zulassung von Auffrischungs-Impfungen für die allgemeine Bevölkerung weiter prüfen zu können, fehlen noch Daten. Diese hat Swissmedic bei den Herstellern angefragt. Bis wann diese vorliegen, ist noch nicht bekannt.»
Es ist also unklar, wie schnell dieser Genehmigungsprozess verlaufen wird.
Empfehlung des Boosters ohne Zulassung?
Trotzdem ist es möglich, dass die eidgenössische Kommission für Impffragen schon vorher Impfempfehlungen für unter 65-Jährige aussprechen könnte, wie deren Präsident Christoph Berger bestätigt. Ein sogenannter «Off-label-Use» – also die Empfehlung eines Impfstoffs ohne offizielle Zulassung –ist rechtlich durchaus möglich, etwa wenn Daten vorliegen, die im offiziellen Zulassungsverfahren noch nicht berücksichtigt wurden.
Off-Label-Empfehlungen sollten laut BAG aber die Ausnahme bleiben. Möglicherweise ist Covid-19 aber gerade ein solcher Ausnahmefall: Denn in der Corona-Pandemie mussten die Verantwortlichen ihre Strategie immer wieder anpassen.