Die Droge Crack erobert die Schweiz. Das führt nicht nur in den grossen Zentren, sondern auch in ländlicheren Regionen zu schwierigen Situationen. Zu beobachten ist das aktuell in Olten im Kanton Solothurn. Die dortige Suchthilfe registriert eine immer grössere Nachfrage, vor allem aus dem Nachbarkanton Aargau.
Denn die Suchthilfe in Olten bietet etwas an, was es im Aargau nicht gibt: einen Konsumraum für Drogenabhängige. Vor einem halben Jahr zählten die Verantwortlichen in Olten dort um die 100 Konsumationen pro Tag. Heute sind es über 200. Dies führt zu Problemen, es kam rund um das Gebäude der Suchthilfe zum Beispiel zu Schlägereien. Denn Crack führt bei Konsumenten oft zu aggressivem Verhalten. Deshalb hat die Suchthilfe seit Anfang Monat einen Sicherheitsdienst engagiert.
Wir lassen niemanden mehr aus dem Aargau rein.
Weil viele Drogenabhängige aus dem Aargau nach Olten kommen, haben die Solothurner Verantwortlichen die Notbremse gezogen. Abteilungsleiterin Patrizia Twellmann erklärt: «Wir lassen jetzt niemanden mehr aus dem Kanton Aargau rein.» Twellmann stellt klar: «Wir haben die Kapazität nicht, die Aargauer zu betreuen.» Und weiter: «Es wäre an der Zeit, dass der Kanton Aargau reagiert.»
Mit der Situation in Olten konfrontiert, dämpft Kathrin Sommerhalder, die beim Kanton Aargau für Gesundheitsförderung und Prävention zuständig ist, die Hoffnungen auf einen baldigen Konsumraum. «Momentan ist im Kanton Aargau kein geschützter Konsumraum in Planung.»
Man sei sich der Problematik aber bewusst und prüfe Massnahmen, unter anderem im Rahmen der Umsetzung der gesundheitspolitischen Gesamtplanung. Das ist eine grundlegende Strategie, die das Aargauer Kantonsparlament im nächsten Frühling verabschieden soll. Damit ist aber klar: Eine schnelle Lösung ist nicht zu erwarten.
Brennpunkt Bahnhof Brugg
Dabei spitzt sich die Situation im Aargau zu. Das zeigen nicht nur die Erfahrungen aus Olten. Hans-Jürg Neuenschwander, der Geschäftsführer der Aargauer Suchthilfe, sagt, dass Crack im Mittelland-Kanton angekommen sei. «Wir sehen Zuspitzungen der Situation im öffentlichen Raum. Etwa in Aarau, Baden, Brugg-Windisch oder Wohlen.»
Die Leute werden öffentlich sichtbarer.
Neuenschwander beobachtet, dass die Drogensüchtigen vermehrt öffentlich wahrgenommen werden. «Die Leute werden öffentlich sichtbarer», so der Leiter der Aargauer Suchthilfe. Speziell am Bahnhof Brugg hat sich eine Drogenszene breit gemacht, die auch für Passantinnen und Passanten sichtbar ist. Drogenabhängige gab es dort bereits früher, aber seit dem Sommer gibt es vermehrt Schlägereien, Polizeieinsätze und Menschen, die offen Drogen konsumieren.
Die betroffenen Gemeinden Windisch und Brugg haben nun eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die versucht Lösungen zu finden. Und aufgrund der Situation in Brugg-Windisch ist auch ein Vorstoss im Kantonsparlament eingegangen, der den Druck auf die Regierung erhöht, etwas zu tun. Möglicherweise geht es dann doch schneller als bisher von den Aargauer Behörden geplant.
In Olten wären die Verantwortlichen auf jeden Fall froh, sie müssten keine Aargauerinnen und Aargauer mehr abweisen.