Der Bundesrat sorgt sich wegen einer drohenden Energiekrise. In dieser Hinsicht hat er am Mittwoch seine Pläne zum Energiesparen vorgestellt. Er fordert Unternehmen und Bevölkerung auf, künftig sorgsam mit Strom und Gas umzugehen. Was das bringt, erklärt der Urner Volkswirtschaftsdirektor Urban Camenzind.
SRF News: Was bringen solche Sparappelle?
Urban Camenzind: Ich bin der Überzeugung, dass jede einzelne Person und jedes einzelne Unternehmen Potenzial hat, um etwas Strom oder Gas einzusparen. Auch schon zum heutigen Zeitpunkt. Es ist entscheidend, dass wir es in den nächsten Monaten gemeinsam schaffen, dass dieser Energieverbrauch zurückgeht.
Ich bin der Überzeugung, dass jede einzelne Person und jedes einzelne Unternehmen Potenzial hat, um etwas Strom oder Gas einzusparen.
Könnte eine Art Ruck durchs Land gehen, was das Energiesparen angeht?
So wie die Fachleute uns sagen, wird es notwendig sein, dass ein solcher Ruck durch unser Land geht. Denn wir sind wirklich knapp dran. Es besteht das Risiko, dass wir im Winter nicht mehr mit genügend Energie versorgt werden.
Sie haben Kontakt mit vielen Unternehmen. Von so einem Sparappell ist auch die Wirtschaft betroffen. Wird das dort auch ernst genommen?
Ich denke schon. Die Unternehmen, mit denen ich zurzeit in Kontakt bin, machen sich wirklich Überlegungen dazu, wie sie durch den nächsten Winter kommen. Und da ist durchaus noch Potenzial vorhanden.
Viele Unternehmen machen sich Überlegungen dazu, wie sie durch den nächsten Winter kommen.
Gerade mit den momentanen Energiepreisen, die bezahlt werden müssen, rentieren sich jetzt plötzlich Massnahmen, die vorher nicht gemacht wurden, weil es finanziell nicht aufging. Das hat jetzt gewechselt. Das hat schon noch einmal einen zusätzlichen Schub im Bereich der Energieeinsparung bei den Unternehmen zur Folge.
Die Kantone sind zuständig, was die kantonalen Gebäude wie Schulhäuser, Regierungsgebäude oder kantonale Verwaltungen betrifft. Da soll auch gespart werden. Wie wird das jetzt koordiniert, dass nicht beispielsweise die Schulhäuser im Kanton Uri kälter sind als im Kanton Schwyz?
Das wird wahrscheinlich nicht im Einzelnen koordiniert. Es hängt auch von den individuellen Bedürfnissen ab. Es ist nicht notwendig, schweizweit Regeln aufzustellen, die in jedem Gebäude auf das halbe Grad genau eingehalten werden. Das ist ja auch nicht möglich.
Der Bundesrat hat auch erwähnt, wie es weitergehen soll, sollte das Gas definitiv knapp werden. Auch Verbote sind vorgesehen. Ist das eine Art Drohkulisse, die man auch in den Kantonen ernst nehmen muss?
Das wäre eine nächste Stufe, bis solche härteren Massnahmen eingeführt werden müssen. Die Kantone werden die Vorschläge des Bundesrats jetzt studieren. Auch die Verbände. Und dann werden wir Rückmeldungen machen. Zurzeit ist es noch nicht möglich, eine konsolidierte Meinung der Kantone zu überbringen.
Das Gespräch führte Rafael von Matt.