Museen denken in der aktuellen Energie- und Gaskrise darüber nach, wie sie in den kalten Jahreszeiten einen Gas- und Strommangel bewältigen können: Ob sie die Temperatur in den Ausstellungsräumen runterdrehen oder im schlimmsten Fall die Tore schliessen müssen.
Wer als Besucher oder als Besucherin ins Museum geht, nimmt nur einen Teil der Gesamtenergie in Anspruch. «Für den Museumsbetrieb oder während der Öffnungszeiten werden 30 Prozent des Energiebedarfs genutzt», sagt Christian Bähler vom Naturhistorischen Museum Bern.
Es braucht Energie für die Kühlung, für die richtige Temperatur, Feuchtigkeit, Regulierung und so weiter.
Er ist der Leiter Infrastruktur und Technik und Mitglied der Geschäftsleitung. Verwaltung und Reinigung benötigen weitere 20 Prozent. Was beim Naturhistorischen Museum zu Buche schlägt, ist der Unterhalt der Sammlung. «Die Sammlung ist relativ energieintensiv. Es braucht Energie für die Kühlung, für die richtige Temperatur, Feuchtigkeit, Regulierung und so weiter», so Bähler.
Museen müssen Kulturgüter erhalten
Die Pflege der Sammlung aber ist die zentrale Aufgabe aller Museen. Das Bewahren und Erhalten von Kulturgut ist ihr in der Verfassung festgeschriebene Auftrag. Einfach am Heizungsregler zu drehen, ist nicht ratsam. Hier liegt kein Sparpotenzial.
Noch gibt es keine konkreten Stromsparvorgaben für Museen. Das bestätigt Katharina Korsunsky, Generalsekretärin des Verbands der Museen der Schweiz VMS. «Die fehlen uns im Moment. In Deutschland ist man schon einen Schritt weiter. Dort müssen Museen 15 Prozent Energie und Strom einsparen. Solche Vorgaben gibt es im Moment in der Schweiz noch nicht.»
Eine grosse Herausforderung für Empfehlungen ist die Heterogenität der Museen in der Schweiz.
Doch werden beim Verband aktuell mögliche Szenarien durchgespielt. Denn überrumpeln lassen wie bei der Corona-Pandemie wolle man sich nicht mehr, sagt Katharina Korsunsky und ergänzt: «Eine grosse Herausforderung dabei ist die Heterogenität der Museen in der Schweiz. Das macht es ungleich schwieriger, hier auch Hilfestellungen und Empfehlungen abzugeben, die für alle gelten können.»
Kunsthaus Zürich läuft energieeffizient
Beim Kunsthaus Zürich gibt man sich einstweilen gelassen. Hier wurde mit einem grosszügigen Erweiterungsbau vor nicht allzu langer Zeit die Ausstellungsfläche drastisch vergrössert. Laut Pressesprecher Björn Quellenberg stand dabei die Energieeffizienz ohnehin weit oben.
«Wir haben den Energiebedarf um 35 Prozent erweitert, bei der Vergrösserung der Fläche von fast 100 Prozent. Diese 35 Prozent mehr Energie decken wir überwiegend über die Erdsonden und Fotovoltaik. Wir haben Glück, dass wir als relativ grosses Haus nicht zum Beispiel vollständig am Gas hängen», sagt Quellenberg.
Vierstufenplan in Bern
Zurück zum Naturhistorischen Museum Bern. Dort hat die Geschäftsleitung einen Vierstufenplan für Grossverbraucher entgegengenommen, erarbeitet vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE. «Der erste Schritt sind freiwillige Massnahmen und Sparappelle. Der zweite Schritt ist die Reduktion des Energieverbrauchs um ungefähr 5 Prozent. Der dritte Schritt ist die Reduktion um 10 Prozent. Die vierte Stufe ist die Abschaltung», erläutert Technikchef Bähler.
Beim Vierstufenplan des VSE handelt es sich nur um eine Empfehlung. Dass im Winter die Lichter in Schweizer Museen ausgehen, ist eher unwahrscheinlich.