Die Finanzkontrolle will einen Aufsichtsausschuss: Recherchen von Radio SRF zeigen, die Eidgenössische Finanzkontrolle EFK fordert vom Bundesrat eine zusätzliche Aufsicht über das VBS. Auf Anfrage bestätigt die Finanzkontrolle, dass sie im Jahr 2023 und 2024 dem Bundesrat schriftlich empfohlen hat, einen «Aufsichtsausschuss über das VBS beziehungsweise dort angesiedelter Schlüsselthemen» einzusetzen.
Damit begründet die Finanzkontrolle ihre Empfehlung: «Das VBS verfügt über die grösste Anzahl von IKT-Schlüsselprojekten in der Bundesverwaltung und diese befinden sich teilweise in einer kritischen Phase.» IKT-Projekte sind Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Finanzkontrolle ist das oberste Finanzaufsichtsorgan des Bundes. Sie gibt mit der Empfehlung dem Bundesrat zu verstehen, er müsse als Gesamtgremium Verantwortung für die Projekte im VBS übernehmen.
So teuer sind die grossen VBS-Informatik-Projekte: Der Bund kennt im Moment 22 DTI-Schlüsselprojekte. Das sind die strategisch wichtigen, komplexen und teuren Projekte im Bereich der digitalen Transformation und IKT in der Bundesverwaltung. Fast die Hälfte der Schlüsselprojekte – insgesamt neun – führt das Verteidigungsdepartement. Mehrheitlich sind es Projekte der Schweizer Armee. Mithilfe des Öffentlichkeitsgesetzes konnte SRF News die halbjährlichen Statusberichte einsehen. Gemäss diesen Berichten haben die VBS-Projekte insgesamt ein Finanzvolumen von 4.95 Milliarden Franken.
Das hat der Bundesrat beschlossen: Der Bundesrat kam der Aufforderung der Finanzkontrolle teilweise nach. Die Bundeskanzlei schreibt auf Anfrage: Der Bundesrat habe im Juni 2023 entschieden, ein bereits bestehender Ausschuss solle die IKT des VBS zukünftig begleiten. Beim Ausschuss handelt es sich um den Bundesratsausschuss Digitalisierung und IKT, der vom Finanzdepartement geleitet wird. Dreimal hat sich dieser bislang mit den IKT-Projekten des VBS beschäftigt. Das Mittel des separaten Aufsichtsausschusses wurde zwar nach dem Insieme-IT-Debakel in der Steuerverwaltung 2012 als neues Instrument eingerichtet. Bis heute aber hat der Bundesrat noch nie einen separaten Aufsichtsausschuss, so wie es die Finanzkontrolle empfohlen hat, eingesetzt.
So reagiert das VBS: Das Verteidigungsdepartement schreibt auf Anfrage, dass es grundsätzlich die Einschätzung der Finanzkontrolle teile. Das Projektvolumen sei hoch und es bestünden Risiken. «Das VBS hat zahlreiche Massnahmen ergriffen, um die Steuerung der IKT-VBS zu stärken, namentlich die IKT-Governance und das IKT-Projektportfoliomanagement.» Das Verteidigungsdepartement weist weiter darauf hin, dass aktuell die Begleitung durch den Bundesratsausschuss evaluiert wird. Der Bundesrat habe das VBS und die Bundeskanzlei beauftragt, die Zweckmässigkeit der zusätzlichen Aufsicht nach zwei Jahren zu prüfen. Bis Ende Juni 2025 solle das VBS einen Antrag dem Bundesrat unterbreiten. Es kann also gut sein, dass der Bundesrat die Aufsicht nächstes Jahr wieder aufgibt.