Eine neue Plattform soll es der Armee dereinst erlauben, selbst im Ernstfall mithilfe hoch entwickelter Technologie am Boden und in der Luft Daten in Echtzeit auszutauschen. So könnten etwa Sensoren an den neuen Kampfjets des Typs F-35 wertvolle Daten aus der Luft liefern. Die Jets, die bis 2030 bei der Schweizer Armee eingeführt werden sollen, gehören denn auch zu den Schlüsselelementen einer digitaleren Armee.
Armee dank digitaler Vernetzung schlagkräftiger
Zwei hoch geschützte Rechenzentren an geheimen Standorten sind die Basis der neuen digitalen Plattform. Die Rechenzentren sollen auch im Kriegsfall voll funktionstüchtig sein. «Wir richten uns konsequent auf die Verteidigung aus», sagt Simon Müller, Chef des Kommandos Cyber. «Die neue Digitalisierungsplattform ist robust, resilient und hochsicher.»
Das digitale Lagebild mit den Daten aus der Luft steht dann unter anderem auch den Truppen an der Front zur Verfügung. Alles wird vernetzt, alles wird schneller. Dadurch werde die Armee im Ernstfall schlagkräftiger, ist die Armeeführung überzeugt.
Bedenken in der zuständigen Kommission
Wunsch und Wirklichkeit liegen hier allerdings noch weit auseinander. In der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates, die letzte Woche tagte, gibt es Zweifel. Die Probleme würden sich häufen, kritisiert die Kommissionspräsidentin Priska Seiler Graf. «Wir haben Bedenken, ob dieses riesige Projekt wirklich zum Laufen kommt. Das Ambitionsniveau ist sehr hoch, die Schnittstellenproblematik ist nicht ganz trivial.»
Wir haben Bedenken, ob dieses riesige Projekt wirklich zum Laufen kommt.
Ein solches Schnittstellenproblem ist die neue Luftraumüberwachung. Sie soll das veraltete, 20 Jahre alte System Florako ersetzen. Das neue System soll ebenfalls mit der neuen Digitalplattform vernetzt werden. Doch bei der Modernisierung musste ein Marschhalt eingelegt werden.
Bereits 300 Millionen Franken Kosten
«Die Schwierigkeiten entstanden eigentlich schon zu Beginn, weil die Plattform noch nicht bereit war für die Integration», erklärt Thomas Süssli, Chef der Armee, den vorläufigen Projektstopp. Nun gehe es darum, die beiden Projekte aufeinander abzustimmen. «Wir werden eine neue Organisation suchen für die Teams, damit das Projekt dann zum Erfolg kommen kann.»
Die Schwierigkeiten entstanden schon zu Beginn, weil die Plattform noch nicht bereit war für die Integration.
Die Integration des neuen Luftraumüberwachungssystems kostet inzwischen über 300 Millionen Franken, etwa doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Viel Budget ist nicht mehr vorhanden. Seiler Graf hofft, dass das Projekt trotzdem noch gelingt, will die weiteren Schritte nun aber eng begleiten: «Wir wollen uns jetzt vierteljährlich über den Stand des Projekts informieren lassen.»
Laut Süssli wird der Projektstopp das Budget nicht zusätzlich belasten: «Der Marschhalt und das nochmalige Prüfen der Varianten hat keine Kostenfolge, weil die beiden grossen Hersteller in dieser Zeit weiterarbeiten konnten.» Anfang Dezember soll der Marschhalt bei der Luftraumüberwachung aufgehoben werden, hofft die Armeeführung. Die Digitalisierung indes bleibt ein ambitioniertes Projekt.