Viele Fachausdrücke, komplexe Pläne: Projektleiter Stefan Klute eilt von Sitzung zu Sitzung, organisiert und plant. Am 20. Dezember 2019 geht das AKW Mühleberg vom Netz. «Das ganze Projekt ist Neuland», sagt Klute. Es sei nicht einfach, nach 47 Jahren Betrieb jetzt in den Stilllegungsprozess zu starten.
Die Zeitpläne für das Grossprojekt füllen ein ganzes Büro auf dem Gelände des Atomkraftwerks. Dort wird das Ausmass des Unterfangens deutlich. «Das Projekt ist furchtbar spannend, weil wir eine Pionierrolle einnehmen in der Schweiz», erklärt Klute, der für die Betreibergesellschaft BKW arbeitet.
Ein erfahrener Stillleger
Die grösste Herausforderung sei das ganze Verfahren für die Stilllegung, weniger die technische Umsetzung, erklärt Klute. Damit hat er Erfahrung. Der Ingenieur hat bereits in Deutschland und in anderen Ländern am Rückbau von Atomkraftwerken mitgearbeitet.
Im Moment beschäftigt er sich mit den ersten Jahren nach dem Abschalten: die Demontage der Turbinen und der Splitterschutzsteine im Maschinenhaus zum Beispiel. Da kein Strom mehr produziert wird, braucht es diese nicht mehr. «Es ist eine logistische Herausforderung», sagt Klute. «Es ist wie mit Legosteinen, nur dass diese hier nicht drei Gramm, sondern vier bis elf Tonnen wiegen.»
Ab ins Zwilag
Nach der Demontage müssen die Turbinen und die Steine von der Radioaktivität befreit werden. Dazu werden spezielle Boxen im Maschinenhaus aufgestellt, in denen das Material dekontaminiert werden kann. Kompliziertere Materialien und die hoch radioaktiven Brennstäbe werden ins Zwischenlager nach Würenlingen im Kanton Aargau transportiert.
Dort lagern heute schon radioaktive Abfälle aus Mühleberg und allen anderen Atomkraftwerken der Schweiz. Auch abgebrannte Brennstäbe werden in speziellen Behältern zwischengelagert.
40 Jahre lang noch warm
«Es hat hier noch genügend Platz für die alten Brennstäbe aus Mühleberg», erklärt Klute. Nach dem Abschalten bleiben die hochradioaktiven Stäbe noch vier Jahre im AKW Mühleberg im Abklingbecken, erst danach werden sie ins Zwilag transportiert. Auch dort werden sie noch weiter gekühlt, mindestens während 40 Jahren.
Was danach mit dem hochradioaktiven Atommüll passiert, ist noch offen. Die Frage der Tiefenlagerung ist in der Schweiz noch nicht endgültig geklärt.