Im Wallis gibt es ein Problem: Im Strom-Übertragungsnetz hat es kaum mehr «Platz». Die Kapazitäten, um viel zusätzlichen Strom zu transportieren, sind fast ausgeschöpft.
So viel Strom, wie sie das Walliser Prestigeprojekt in Grengiols dereinst liefern soll, könnte das Übertragungsnetz heute gar nicht aufnehmen. Der Strom könnte also zum Beispiel gar nicht zu den Konsumentinnen und Konsumenten im Mittelland gelangen.
Ausbau kommt zu spät
Jan Schenk von der Netzbetreiberin Swissgrid bestätigt: «Bis 2025 wird es mit dem bestehenden Netz nicht möglich sein, grössere Energiemengen abzutransportieren.» Das Jahr 2025 ist als Stichdatum entscheidend. Dann nämlich läuft die vom Parlament beschlossene Solar-Offensive aus. Alpine Solarparks müssen bis Ende 2025 am Netz sein – nur dann profitieren sie von einfacheren Bewilligungsverfahren.
Der Ausbau des Übertragungsnetzes im Wallis läuft zwar bereits, doch er kommt langsam voran. Im Rhonetal braucht es eine neue Leitung, bestehende Leitungen Richtung Mittelland müssen erweitert werden. «Bis diese Leitungsprojekte realisiert sind, dauert es noch rund zehn Jahre – sofern es nicht noch längere Verzögerungen durch Einsprachen oder Gerichtsverfahren gibt», sagt Schenk.
Vorteile Graubünden
Was bislang wenig beachtet wurde: Weiter östlich – in Graubünden – ist die Ausgangslage für grosse alpine Solarparks deutlich besser. «Das Bündner Netz bietet mit den heutigen Leitungen mehr Flexibilität», sagt Swissgrid-Sprecher Schenk.
Das Netz im Bündnerland sei feinmaschig, mit verschiedenen Verbindungen und Unterwerken. Vor allem aber führen heute bereits gleich drei Verbindungen mit der höchsten Leistungsfähigkeit von Graubünden ins Mittelland.
Wo sind die Projekte?
Bündner Südhänge also bieten sich besonders an für Solarparks: Die Strom-Autobahnen stehen bereit. Doch statt Graubünden dominiert das Wallis die Diskussionen über alpine Solaranlagen.
Öffentlich bekannt ist erst eine Bündner Projektidee: Oberhalb von Scuol könnte nahe am Skigebiet ein Solarpark entstehen. In das Projekt involviert sind die Engadiner Kraftwerke AG.
Verpasst Graubünden die Gelegenheit, von der Solar-Offensive des Parlaments zu profitieren? Nein, antwortet der Bündner Energiedirektor Mario Cavigelli. Es gebe mindestens sechs grössere Projekte im Kanton. Drei davon würden von grossen Stromkonzernen getragen.
Dass die Walliser Projekte weiter seien – dieser Eindruck täusche. Die Walliser Projektverantwortlichen würden schlicht offensiver kommunizieren als ihre Bündner Kolleginnen und Kollegen. «Es ist Ausdruck von Seriosität, dass man erst kommuniziert, wenn man etwas festeren Boden unter den Füssen hat», sagt Cavigelli mit einem Seitenhieb Richtung Wallis.