Die Schweiz stoppt ihr Engagement in Eritrea, weil die mit Entwicklungsgeldern ausgebildeten Personen in der staatlich gesteuerten Wirtschaft keine Jobs finden. Philippe Schneuwly von der wirtschaftsnahen Entwicklungsorganisation Swisscontact hätte Ideen, wie man es besser macht.
SRF News: Es bringt offenbar wenig, in Ländern ohne funktionierende Privatwirtschaft in die Berufsbildung zu investieren. Hätten Sie das dem Bund schon früher sagen können?
Philippe Schneuwly: Es war zumindest absehbar, dass es schwierig werden würde. Wenn der Privatsektor unterentwickelt und überreguliert ist, finden Abgänger von Berufsausbildungen häufig keine Arbeitsplätze. In solchen Fällen hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder investiert man in den Privatsektor, sodass Jobs entstehen, oder die Leute müssen selbstständig tätig werden.
Wir haben auch Projekte in Ländern, in denen es keine Jobs gibt. Dort fördern wir die unternehmerische Selbstständigkeit. Das kann funktionieren, ist aber gerade bei unerfahrenen Jugendlichen ebenfalls schwierig.
Worauf achten Sie bei der Auswahl der Länder?
Wir analysieren die wirtschaftlichen Perspektiven gemeinsam mit der Privatwirtschaft. Wir schauen also: In welchen Sektoren gibt es eine Nachfrage nach Arbeitskräften. Und: Warum findet man keine Leute mit den notwendigen Kompetenzen? Und dann versuchen wir, die passende Ausbildung zu organisieren.
Unsere Lehrprogramme in Kenia sind so erfolgreich, weil wir den Privatsektor an Bord haben.
In welchen Ländern funktioniert das und in welchen nicht?
Ich bin vor einer Woche in Kenia gewesen, um Lehrabschlüsse zu feiern. Zusammen mit der Hilti Foundation und Geberit haben wir Lehrgänge in zwei Berufen entwickelt: Elektriker und Elektrikerinnen und Sanitärinstallateurinnen und -installateure.
Vorgängig haben wir mit dem Privatsektor bestimmt: Wie viele Lehrabgänger sind nötig? Und was genau sollen die Lehrlinge lernen? Entsprechend haben wir die dualen Lehrprogramme entwickelt. Das war sehr erfolgreich, gerade weil wir den Privatsektor an Bord haben.
Wir messen Jobs und Einkommen.
Das Programm ist so erfolgreich, dass wir jetzt auch andere Länder in Ostafrika anschauen, ob wir das Programm replizieren können. In Sambia beispielsweise sehen wir die Herausforderung, dass die wirtschaftliche Entwicklung stark von China getrieben ist, und die chinesische Industrie ihre eigenen Mitarbeiter mitbringt. Deshalb besteht wenig Nachfrage nach einheimischen Arbeitern. Da muss man sich gut überlegen, ob sich die Investition lohnt.
Wie misst man eigentlich die Wirkung von wirtschaftlicher Entwicklungshilfe?
Wir messen, wie viele Jobs neu geschaffen wurden und um wie viel sich das Einkommen der Personen erhöht hat. Also «Jobs and Income» – und zwar langfristig: Hat die Person einen Job gefunden und sich nachhaltig in einen Arbeitsmarkt integrieren können? Macht sie Fortschritte, steigt ihr Einkommen, bildet sie sich weiter – aufgrund der Erstausbildung, die man angeboten hat? Falls ja, hat sich die Investition gelohnt.
Das Gespräch führte Sibilla Bondolfi.