Noch 2017 hatte die Schweizer Armee geprüft, einzelne Komponenten des veralteten Systems zur Überwachung des Schweizer Luftraums Florako auszutauschen. Doch «die Wartung und Instandhaltung dieser Komponenten könnten nicht mehr sichergestellt werden», hielt die Armee zuhanden des Parlaments in der «Armeebotschaft 2020» fest.
Fortan setzten die Armee-Verantwortlichen deshalb auf ein gänzlich neues Produkt des französischen Rüstungskonzerns Thales: «SkyView», so der Plan, sollte über die Neue Digitalisierungsplattform NDP der Armee mit zwei neuen Rechenzentren betrieben werden, die sich derzeit im Aufbau befindet.
Schon in der Armeebotschaft 2020, mit welcher der Bundesrat dem Parlament 155 Millionen Franken für «SkyView» beantragte, wies er aber auf grosse Risiken hin: «Derzeit ist noch offen, ob das neue System bereits bei der Einführung vollumfänglich auf dem neuen Rechenzentrum betrieben werden kann», warnte er.
Parlament erfuhr nichts von Problemen
Die Bedenken waren berechtigt: Schon im Juni 2020, als das Parlament den 155-Millionen-Kredit noch gar nicht genehmigt hatte, wurde armeeintern von den Projektverantwortlichen darauf hingewiesen, «dass die personellen Ressourcen knapp sind und das Projekt nicht auf Zielkurs ist».
Dies hat eine von Verteidigungsministerin Viola Amherd in Auftrag gegebene Untersuchung im Januar 2023 herausgefunden. Von «Verzögerungen und Mehrkosten» sei bereits damals die Rede gewesen. Das Parlament erfuhr davon nichts.
Kam dazu, dass das «einsatzkritische System SkyView höhere Anforderungen an die Rechenzentren stellt, als dies ursprünglich angenommen wurde», heisst es im Untersuchungsbericht. Armee und das Bundesamt für Rüstung hätten «die Integration dieser Systeme unterschätzt», musste VBS-Chefin Amherd im Sommer des letzten Jahres eingestehen, als das Parlament wegen der aufgetauchten Probleme noch einmal 159 Millionen Franken zu genehmigen hatte.
Die Luftraumüberwachung könnte ausfallen
Doch auch in der «Armeebotschaft 2023», in welcher der Zusatzkredit enthalten war, war weiterhin die Rede von hohen Risiken: «Die hohe Komplexität sowie die Erfüllung der Anforderungen an das Netzwerk, die Verschlüsselung und die Ausstattung der Rechenzentren VBS für den Betrieb und die damit verbundene Zulassung könnten zu weiteren Verzögerungen und Mehrkosten führen.»
Die Integrationsarbeiten würden «sehr anspruchsvoll», stellte die Armee in Aussicht. Im Kredit war deshalb ein aussergewöhnlich hoher Risikozuschlag von 30 Prozent enthalten.
Nun decken die Recherchen von Schweizer Radio SRF auf, dass die Risiken von der Armee mittlerweile gar als «noch höher» eingestuft werden. Mit fatalen Folgen für die Schweizer Luftwaffe. Für sie «kann diese Entwicklung bedeuten, dass das bestehende System mit einer höheren Eintrittswahrscheinlichkeit länger betrieben werden muss, was das Risiko eines Systemausfalls erhöht», stellt das VBS auf seiner Webseite fest.