Als «Fall Carlos» ging die Geschichte von Brian die letzten Jahre immer wieder durch die Medien. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der unser Justizsystem an seine Grenzen bringt und auch dessen Schwachstellen aufzeigt.
Zurzeit sitzt Brian in Isolationshaft. Seit dieser Woche ist er wieder Thema in den Medien, weil ein Kollektiv namens #BigDreams sich für ihn einsetzt. Sie veröffentlichen Instagram-Beiträge in Brians Namen.
Auf der Webseite heisst es, #BigDreams ist eine diverse Gruppe von Künstlerinnen, Aktivisten und Wissenschaftlerinnen, welche sich für das Projekt zusammengetan hat. Das Kollektiv will anonym bleiben. Drei Personen haben aber mit SRF News Plus gesprochen.
«Ich bin Brian, nicht Carlos», sagte der junge Mann 2019 bei einem Prozess. Das löste beim Kollektiv was aus: Ihnen sei bewusst geworden, dass ein Narrativ, das durch die Medien in die Gesellschaft gelangt, bei einer Identität sehr viel auslösen kann. Damit könne man viel steuern und auch vieles kaputt machen. Das brachte sie zu weiteren Fragestellungen zum Fall.
Ziel des Projekts
«Das Ziel ist es, auf die problematischen Zustände des Justizsystems der Schweiz hinzuweisen. Es geht auch darum, eine differenzierte Perspektive auf den Fall zu haben.» Ebenfalls gehe es darum, wie das Schweizer Straf- und Justizsystem aufgebaut sein soll. Und um Menschenrechte.
Sie wollen den Behörden nicht vorschlagen, wie sie konkret vorgehen sollen, so ein Mitglied des Kollektivs, sondern auf die Verstrickung und Aneinanderkettung von Fehlern, Systemfehlern, Vorkommnissen aufmerksam machen und nicht «einer Institution alleine vor die Türe legen». Und sie wollen dem Thema Isolationshaft als Folter Aufmerksamkeit schenken.
An Brian würden sich menschenverachtende und benachteiligende Bedingungen unseres Rechtssystems offenbaren. Brian sei in einer Dauerschleife der Gewalt und Repression gefangen, schreibt das Kollektiv #BigDreams.
Diese Missstände wolle man öffentlich machen. Zu vieles laufe schief, auch in den Medien: «Einige Medienorganisationen, so scheint es, sind sich ihrer Verantwortung nicht ganz bewusst. Sie bleiben in gleichen narrativen Mustern und können diese nicht durchbrechen.»
Auch Brian sei gefangen. In einer scheinbar aussichtslosen Situation, in die er durch seine Biografie gelangt sei. «Eine Biografie, die wir in der Schweiz für nicht möglich gehalten haben.» Und in dieser Situation sei es ihm ein Anliegen, über seinen Fall und die ganzen gesellschaftlichen Zusammenhänge zu reden.
Brian freue sich über die grosse Resonanz, hoffe auf konstruktive Diskussionen. «Nicht zuletzt setzt er Hoffnung darauf, dass er aus seiner Perspektive reden kann, ohne dass darüber redigiert wird oder er in einem Verteidigungsmodus ist.»
#BigDream will Brian eine Stimme geben. Dass Brian beispielsweise für die SRF Sendung Rundschau interviewt wurde, reiche längst nicht. Nur wenige Minuten seien veröffentlicht und für Brian klar nachteilig inszeniert worden.
Aber: «Niemand in dieser Runde leugnet das Gewaltverbrechen.» Es sei aber eine Tatsache, dass die Strafe dafür unverhältnismässig sei. «Man muss sich anschauen, wie er in einem Netzwerk von strukturellen und juristischen Missständen festgefahren ist.»
Dabei sei es dem Kollektiv ein Anliegen, zu verstehen, was die Ursachen von Straftaten sind, damit zukunftsorientierte Lösungen gefunden werden können.