1824 machten sich die beiden Gemsjäger Placidus Curschellas aus Trun und Augustin Bisquolm aus Disentis auf den Weg. Ausgerüstet mit Pickel und einfachen Stiefeln, aber ohne Steigeisen, bestiegen sie den 3612 Meter hohen Tödi. Via Südwestwand erklommen sie in einer beschwerlichen Tour über einen Gletscher den höchsten der drei Gipfel des Tödi, den Piz Russein. Dieser liegt auf Glarner Boden.
Geplant wurde die Tour vom Disentiser Pater Placidus Spescha. Der Benediktinermönch war zu jener Zeit ein Pionier im Alpinismus.
Am Tödi war der damals 70-Jährige mehrmals gescheitert. Dank seines Wissens gelang die Erstbesteigung – noch vor der Besteigung des Matterhorns. Spescha war bei der Erstbesteigung des Tödi nur noch im Hintergrund aktiv.
Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs zum Gipfel gab es zu jener Zeit noch nicht. Die Tödi-Bezwinger kehrten denn auch schnell wieder um.
Die beiden Erstbesteiger haben als Beweis eine Speckschwarte zurückgelassen.
«Für ein Gipfelkreuz oder ein Steinmannli hat die Zeit nicht gereicht», erzählt der Glarner Bergführer Hansueli Rhyner, der sich intensiv mit der Erstbesteigung auseinandergesetzt hat. Die beiden Erstbesteiger hätten dafür eine Speckschwarte zurückgelassen. Dies habe Zweifel am Erfolg aufkommen lassen – doch die Bergsteigergilde habe die Erstbesteigung zehn Jahre später anerkannt.
Erste SAC-Hütte steht am Tödi
Vor 200 Jahren, zur Zeit der Tödi-Erstbesteigung, kam der Alpinismus auf – mitgeprägt von Engländern, die damals einen Schweizer Bergclub gründen wollten, erzählt Rhyner. Die Schweizer wollten die Eroberung der Alpen aber nicht den Ausländern überlassen. 1863 gründeten sie deshalb den Schweizer Alpenclub SAC.
Unter den 35 Gründungsmitgliedern waren auch Glarner Alpinisten. Die erste SAC-Hütte – die Grünhornhütte – wurde im Gründungsjahr unterhalb des Tödigipfels gebaut.
Nach der Gründung des SAC wurde auch der Bergführerverein gegründet und es entstanden Rettungsstrukturen. Dies ebnete den Weg, dass mehr Leute Bergtouren machen konnten.