Erneut eine Telecom-Panne, erneut trifft es die Swisscom. In der Nacht auf Mittwoch hatte der Anbieter bei «einigen InOne Mobile S Kunden» Verbindungsprobleme. Laut dem Unternehmen sei ein Hardwaredefekt Grund gewesen. Innerhalb einer Woche ist es bereits die zweite Panne des grössten Telecom-Unternehmens in der Schweiz. Bereits am 17. Januar kämpfte Swisscom mit massiven Problemen. Bei zwei der drei Pannen waren sogar die Notrufnummern teilweise nicht erreichbar.
Was ist los beim traditionsreichen ehemaligen PTT-Unternehmen? Wieso häufen sich die Störungsmeldungen? Leidet der Ruf darunter? Jean-Claude Frick ist Telecom-Experte beim Vergleichsdienst Comparis. Er kann den zunehmenden Ärger der Kunden verstehen und verlangt von Swisscom eine transparente Aufklärung.
SRF News: Sie selbst benutzen Swisscom. Waren Sie von der erneuten Panne ebenfalls betroffen?
Jean-Claude Frick: Nein, dieses Mal habe ich nichts gemerkt. Das ist typisch für solche Störungen; meistens ist nur ein gewisser Prozentsatz der Kunden betroffen.
Waren Sie von einer anderen Panne betroffen?
Die grosse Panne vom 17. Januar betraf mich ebenfalls. Durch solche Ereignisse merkt man, wie abhängig wir alle sind. Ein funktionierendes Netz und das Benutzen von Apps wie Whatsapp oder anderen scheint einem selbstverständlich. Funktioniert nun aber ein Puzzleteil nicht mehr, sind wir schnell einmal aufgeschmissen.
Swisscom spricht bei der heutigen Panne von einer defekten Hardware. Können Sie uns das erklären?
Die genauen Umstände sind noch unklar. Normalerweise ist es jeweils so, dass die Systeme bei den Mobilfunkanbietern redundant sind, sprich mehrere Systeme zur Absicherung vorhanden sind.
Ich will nicht, dass die Aufklärung hinter verschlossenen Türen im Bundeshaus vonstatten geht.
Die Frage stellt sich bei Swisscom, ob zu wenig Absicherungen vorhanden sind. Der Vorwurf der Kostensenkung ist durchaus berechtigt: es kann sein, dass die Swisscom zu wenig in die Hardware investiert hat. Bei einem teueren Anbieter wie der Swisscom wäre das fatal.
Wie kann sich die Swisscom aus der schwierigen Lage befreien?
Für die Swisscom als teure Anbieterin, die damit argumentiert, dass das Netz und der Service spitze seien, ist das ein Super-GAU. Der heutige Vorfall war weniger gravierend, aber die Häufung von solchen Vorfällen, vor allem demjenigen vom 17. Januar bedeuten einen grossen Imageschaden.
Bei Swisscom sind die Erwartungen höher als bei anderen Anbietern.
Dadurch, dass die Notrufnummern teilweise nicht zur Verfügung standen, ist eine neue Dimension erreicht worden. Es braucht nun eine schonunglose Aufklärung. Warum ist das passiert? Was will die Swisscom nun machen? Als Kunde braucht man Aufklärung. Ich will nicht, dass die Aufklärung hinter verschlossenen Türen im Bundeshaus vonstatten geht.
Das Bundesamt für Kommunikation und die zuständige Nationalratskommission verlangen eine Aufklärung. Wird der politische Druck bleiben oder ist es bloss ein «Strohfeuer»?
Der Druck aus der Politik wird bleiben. Obwohl Swisscom sehr gute Lobbyisten im Bundeshaus hat, bleibt der Fall brisant. Vor allem wegen den Störungen bei den Notrufnummern. Bei Swisscom sind die Erwartungen höher als bei anderen Anbietern.
Das Gespräch führte Benjamin Hostettler.