Vom beschaulichen Kanton Zug in den Trubel im Bundeshaus in Bern. Dort sind die Abläufe mit zwei Parlamentskammern und einer grösseren Verwaltung um einiges komplexer. Es wird also eine Umstellung für Martin Pfister, wenn er am 1. April offiziell sein Amt als Bundesrat antritt. Welches Departement es sein wird, entscheidet die Landesregierung heute.
Klar ist, einfach wird der Start für den Zuger nicht – für ihn, der keine Erfahrungen in Bundesbern mitbringt.
Kaltstart in Bern
Martin Pfister ist aber nicht der erste Bundesrat, der mit der Schlüsselübergabe mit einem kalten Motor von 0 auf 100 starten muss. Bundesrätin Ruth Metzler (CVP) schaffte 1999 den Sprung aus dem Kanton Appenzell-Innerrhoden direkt in die Landesregierung. An ihrer Seite als persönliche Mitarbeiterin war die heutige Mitte-Ständeräten aus dem Kanton Freiburg, Isabelle Chassot.
Für Chassot ist klar, dass Proaktivität besser sei als Reaktivität – und sie gibt Pfister den Tipp, Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu treffen, kennenzulernen und frühzeitig auch die Kommissionen einzubinden. Isabelle Chassot sagt: «Es ist wichtig, dass man Leute um sich hat, denen man vertrauen kann – und mit denen man auch Freude an der Zusammenarbeit hat.»
Allein ist niemand im Bundesrat.
Auch Micheline Calmy-Rey wurde 2002 direkt aus der Genfer Regierung in den Bundesrat gewählt. Laurent Goetschel, heute Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel und Direktor der schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace, war damals persönlicher Mitarbeiter von Calmy-Rey.
Pfister solle sich im Bundesrat Verbündete suchen, sagt Goetschel: «Mit gewissen Menschen spielt die Chemie besser, mit anderen weniger. Es hat aber auch viel mit dem eigenen Verhalten zu tun – mit der Fähigkeit, Allianzen zu schmieden. Allein ist niemand im Bundesrat. Das hat man in der Vergangenheit schon oft gesehen.» Damit könne man mit der Zeit auch Allianzen über verschiedene Sachgeschäfte hinweg bilden.
Mitarbeiter sind entscheidend
Adrian Vatter, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bern und ein Kenner des Bundesrats, sieht die Erfolgschancen bei der Auswahl der Leute, denen man vertraut. Wenn ein Bundesrat schon von aussen komme, sei es zentral, dass die engen Mitarbeiter Insider im Bundeshaus seien. «Pfister muss versuchen, Leute auszuwählen, die wirklich die Prozesse kennen, die aber auch schon ein breites Netzwerk im Bundeshaus haben.»
Und ein Bundesrat solle über die Linie führen. Was bedeutet, Chefbeamte wie Amtsdirektoren und Staatssekretäre eng an sich zu binden.