Wie gut ist der Impfschutz? Israel hat bereits zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gegen das Coronavirus geimpft. Darunter sind rund 70 Prozent aller über-60-Jährigen im Land. Unter diesen, mit bislang einer Dosis geimpften Personen, liegt die Ansteckungsrate laut den israelischen Behörden eine Woche nach der Impfung rund 50 bis 60 Prozent tiefer als in einer ungeimpften Vergleichsgruppe. «Das ist gemäss der entsprechenden Studie des Impfstoffhersteller Pfizer Biontech zu erwarten», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Erst nach der zweiten Impfung wird erwartet, dass der Schutz auf bis zu über 90 Prozent zunimmt.
Wie viele wurden trotz Impfung krank? Von 1000 Covid-Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf in israelischen Spitälern waren auch 180 darunter, die bereits ein erstes Mal geimpft worden waren. Doch: «Vermutlich unterschätzt man allein mit dieser Zahl die Wirksamkeit des Impfstoffs», sagt Häusler. Bis jemand mit schwerer Erkrankung im Spital eingeliefert werde, vergehe einige Zeit – deshalb seien unter den 180 geimpften Schwerkranken auch einige, welche vor oder kurz nach dem ersten Impftermin angesteckt wurden. Grundsätzlich sei das Virus in Israel mit rund 9000 Neuansteckungen pro Tag halt sehr stark verbreitet.
Wirkt sich die Impfung schon auf die Fallzahlen aus? Unter den älteren Israeli flacht die Neuansteckungskurve seit neustem ab. Experten vermuten denn auch, dass das auf die Impfungen zurückzuführen sein könnte. Denn bei den jüngeren Israeli bleibt die Ansteckungsrate weiterhin hoch. Allerdings: «Gleichzeitig gibt es einen Lockdown – deshalb könnte auch dieser zumindest teilweise für den Rückgang der Ansteckungen verantwortlich sein», sagt Häusler. Laut Computersimulationen israelischer Forscher sollte sich die allgemeine Corona-Situation im Land ab März deutlich entspannen. Denn schon Anfang Februar sollen alle über-60-Jährigen ihre zweite Impfung erhalten haben.
Ist zunächst bloss einmal impfen eine gute Idee? In Grossbritannien ist das Gesundheitssystem völlig am Anschlag, die Situation ist sehr schwierig. Deshalb hat London verfügt, möglichst viele Menschen zu impfen und mit der zweiten Impfung bis zu zwölf Wochen zu warten, statt der vorgesehenen drei bis vier. «Doch für die Schweiz ändern die Zahlen aus Israel nichts an ihrer Strategie, die zweite Impfung nicht zu verzögern», sagt Häusler. Für die Schweiz sei es besser, möglichst rasch möglichst viele Risikopersonen möglichst gut zu schützen, als möglichst rasch möglichst viele zu impfen – von denen aber dennoch viele angesteckt werden könnten, heisse es von der eidgenössischen Impfkommission, sagt Häusler.