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Bis 2050 will die Schweiz klimaneutral werden – aber wie?
Aus Rendez-vous vom 18.08.2022. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 51 Sekunden.

Klimamonitor Am Puls des Planeten – tägliche Zahlen und Fakten zum Klima

Temperaturen, Gletscherabfluss, Solarausbau – Die wichtigsten Daten und Hintergründe, täglich aktualisiert.

Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Die von uns Menschen verursachte Erderwärmung zerstört den Planeten, die Auswirkungen sind an vielen Orten messbar. SRF publiziert hier die wichtigsten Daten und Hintergründe, täglich aktualisiert. Die Grafiken und Themenfelder werden über die nächsten Monate weiter ausgebaut.

Die wichtigsten Zahlen für die Schweiz

Der Ausstoss von Kohlenstoffdioxid (CO2) ist, neben anderen Treibhausgasen, hauptverantwortlich für den Klimawandel. CO2 ist natürlicher Bestandteil der Atmosphäre und sorgte während Jahrtausenden für ein stabiles Klima, das Leben auf der Erde möglich machte. Der Anteil an CO2 in der Atomsphäre wird in ppm gemessen – Parts per million oder Millionstel-Teilchen. In den vergangenen 800'000 Jahren hat sich die CO2-Konzentration in der Atmosphäre je nach Warm- oder Kaltzeit stetig zwischen 180 und 280 ppm bewegt. In den letzten 2000 Jahren lag die CO2-Konzentration konstant bei etwa 280 ppm.

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und deren Energiehunger, begann die Menschheit im grossen Stil fossile Energieträger wie Erdöl und Kohle zu verbrennen – und dabei grosse Mengen CO2 freizusetzen. Seither ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre rasant angestiegen. Das lässt sich auf der ganzen Welt messen, unter anderem auch auf dem Jungfraujoch (BE).

Die ungewöhnlich hohe und immer noch steigende Menge CO2 sorgt für einen signifkanten Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur. Wenn es in der Politik um 1.5-Grad oder 2-Grad-Ziele geht – oder um Horrorszenarien von drei oder vier Grad Erwärmung – dann geht es um den Anstieg dieser Durchschnittstemperatur im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bis ins frühe 19. Jahrhundert, als der Mensch noch keine Fabriken oder Autos hatte und damit noch keinen spürbaren Effekt auf das Klima.

An dieser Zahl gemessen ist die Schweiz von der Erderwärmung besonders stark betroffen. Die landesweite Durchschnittstemperatur hat sich seit vorindustrieller Zeit um 2.5 Grad Celsius erhöht – mehr als doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Die Auswirkungen sind vielfältig und jetzt schon spürbar: Gemäss Klimaszenarien des Bundes werden die Sommer trockener und im Winter fällt weniger Schnee. Es gibt mehr Hitzewellen und intensivere Gewitter mit mehr Regen und damit Überschwemmungen. Was sich heute vielleicht als extrem anfühlt, wird in ein paar Jahrzehnten normal sein. Doch wie extrem ist es heute tatsächlich? Wie normal waren die letzten Tage und Wochen? Wählen Sie Ihren Wohnort aus, um möglichst lokale Daten zu vergleichen.

Temperatur: Weniger Eis und Frost im Winter

Trockenheit: So feucht sind unsere Böden

Gletscherabfluss: So schnell schwindet das «ewige Eis»

Schuld am Rückgang der Gletscher sind primär die erhöhten Sommertemperaturen. Durch wärmere Temperaturen steigt die Schneefallgrenze – und ein beträchtlicher Teil der winterlichen Niederschläge, die früher als Schnee auf die Alpen fielen, kommen jetzt als Regen herunter und fliessen sofort ab, anstatt die Gletscher wachsen zu lassen. Die Funktion der Gletscher fürs Klima ist zentral: Sie sind ein zentraler Wasserspeicher, deren Abfluss die Wasserkraftwerke und damit die Stromproduktion, die in der Schweiz zu fast 60 Prozent davon abhängt, unterstützt. Ausserdem haben sie eine ausgleichende Wirkung auf die Flüsse und Seen.

Auftauen des Permafrost als Folge der Gletscherschmelze

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Das Abschmelzen der Gletscher hat auch zur Folge, dass der Permafrost – eigentlich konstant gefrorener Boden – auftaut. Damit drohen verstärkt Erdrutsche und Steinschläge. Wenn die Gletscherfläche schrumpft, hat das auch einen Effekt auf die Temperaturen. Schnee und Eis reflektieren einen grossen Teil der Sonnenstrahlung zurück ins Weltall. Wenn weniger Schnee liegt, nimmt die Erde mehr Wärme auf. Dieser Effekt zeigt sich auch in der Arktis – mit verheerenden Folgen. Viele der kleineren Gletscher wird es gemäss Prognosen der ETH Zürich in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr geben – und von den grossen Gletschern wie dem Gornergletscher wird es im Jahr 2100 nur noch Flecken von Resteis übrig bleiben.

Energiewende: So erneuerbar ist die Energie heute

Einer der wirksamsten Wege, um den CO2-Ausstoss unserer Gesellschaft zu reduzieren, ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Zum Beispiel von benzinbetriebenen Autos oder Gasheizungen hin zu E-Autos und Wärmepumpen.

Der IPCC schreibt, dass der Ausbau von Photovoltaikanlagen und der Umstieg auf Elektromobilität und erneuerbare Heizsysteme weltweit ein grosses Potential haben, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie stehen hier sinnbildlich für den Stand der Energiewende in der Schweiz. Weitere Wege, um die Emissionen der Schweiz zu reduzieren und klimaneutral zu werden, beinhalten beispielsweise die Abkehr von fossilen Treibstoffen im internationalen Flugverkehr, die Verlagerung von Finanzinvestitionen in nachhaltigere Felder oder generell der Verzicht auf klimaschädliche Dienstleistungen. Eine Übersicht über die angepeilten Massnahmen des Bundes gibt die langfristige Klimastrategie des Bundesrates. Ausserdem wird weltweit versucht, neue Technologien zu entwickeln, die den Klimawandel abschwächen könnten, etwa Geoengineering oder Carbon Capture.

Quellen und Methodik

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Kohlenstoffdioxid

Die CO2-Konzentration wird auf der hochalpinen Forschungsstation Jungfraujoch von Forschenden der Empa gemessen. Die Daten gelangen via der europäischen Forschungsinfrastruktur ICOS (Integrated Carbon Observation System) zu uns. Zur besseren Darstellung berechnen wir aus den Daten das Monatsmittel.

Sommer- und Hitzetage

Sommer- und Hitzetage sind Normwerte, die weltweit Verwendung finden und einheitlich berechnet werden. In unserem Fall greifen wir auf alle homogenen Messreihen aus dem Schweizer Klimamessnetz zurück, welche die tägliche Maximum-Temperaturen beinhalten.

Unsere Berechnung bis dato folgt denselben Prinzipien, wie der Leitfaden der World Meteorological Society zur Berechnung von Monatswerten. Das bedeutet, Messreihen mit zu vielen Lücken (1/3 aller Tage oder 5 Tage am Stück) werden nicht berücksichtigt und Schnitte werden nur berechnet wenn genügend Jahre mit validen Daten vorhanden sind.

Tagestemperaturen

Die durchschnittlichen Tagestemperaturen basieren auf homogenisierten Messreihen aus dem Schweizer Klimamessnetz. Sie beziehen sich auf die mittlere Tagestemperatur. Wir berechnen davon pro Tag und Referenzperiode einen Schnitt. Da Wetter und insbesondere Temperaturen pro Tag sehr variabel sind, zeigen wir nicht nur den Schnitt, sondern einen Temperaturbereich, in dem “normale” Temperaturen für diese Periode liegen. Der Bereich zeigt die Messwerte vom 20. bis 80. Perzentil.

Verknüpfung der Gemeinden mit Messstationen

Um möglichst nahe an ihrer Realität zu sein, zeigen wir jeweils Daten der Messstation, die meteorologisch am nächsten zu Ihrem Wohnort liegt. Die Verknüpfungen der Gemeinden mit den jeweiligen Messstationen beruht auf Berechnungen unserer Kolleg:innen von SRF Meteo.

Trockenheit
Die Berechnung der Bodenfeuchte basiert auf einem hydrologischen Modell der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Land WSL. Das WSL berechnet eine Bodenfeuchte-Karte für die gesamte Schweiz auf Basis von verschiedenen Variablen wie Niederschlag, Temperatur oder Sonnenscheindauer. Aufgrund von historischen Daten berechnet SRF pro Pixel den Normalbereich (den Interquartilsabstand) aller Werte der Referenzperiode 1981-2010 und stellt die aktuellen Werte in Relation dazu. Die errechneten Werte werden in einem Hexagon-Raster zusammengefasst und auf einer Karte dargestellt.

Gletscher

Um zu berechnen, wie viel Eis die Schweizer Gletscher zurzeit verlieren, setzen wir auf Berechnungen der ETH Zürich und des Schweizerischen Gletschermessnetzes (GLAMOS). Das Modell beruht auf Gletscher-Messungen aus den letzten Jahrzehnten und berechnet den ungefähren täglichen Verlust in Abhängigkeit der aktuellen Temperatur an sechs Messstationen in den Alpen.
Um ein besseres Gefühl für die Menge zu erhalten, geben wir die Menge in Badewannen an. Wir gehen dabei von 120 L pro Badewanne aus.
Bei der Zahl des Wasserverbrauchs pro Kopf gehen wir von Hochrechnungen des SVGW aus: Im privaten Haushalt verbraucht ein:e Einwohner:in der Schweiz rund 142 l Wasser am Tag. Diese Zahl wurde mit der Zahl der registrierten Einwohnern der Gemeinden multipliziert.

Erneuerbare Energien


Die Daten stammen vom Energie Reporter, einem Projekt von Energie Schweiz, geoimpact und WWF Schweiz. Der Energie Reporter wird von Energie Schweiz und dem Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt. Die dargestellten Informationen entsprechen keiner offiziellen Statistik des Bundes.

Elektroautos

Es werden alle Personenwagen und Lieferwagen berücksichtigt, welche sich aktuell im Verkehr befinden. Die Zuordnung der Fahrzeuge wir über die Postleitzahl und Ortsbezeichnung der Halteradressen einer Gemeinde vorgenommen.

Als Elektroautos gelten Fahrzeuge mit:

- einem elektrischen Antrieb
- einem elektrischen Antrieb mit Range Extender
- einem Wasserstoff/elektrischen Antrieb.

Als Personenwagen werden Fahrzeuge mit maximal 9 Sitzplätzen einschliesslich des Fahrersitzes gezählt. Als Lieferwagen werden Fahrzeuge für den Transport von Gütern mit einem maximalen Bruttogewicht von 3,5 Tonnen gezählt.

Die Daten werden monatlich aktualisiert. Die Rohdaten stammen vom Bundesamt für Strassen ASTRA und swisstopo. Die Verantwortung für die Methodik und die angezeigten Ergebnisse liegt bei geoimpact.

Erneuerbare Heizsysteme

Berücksichtigt werden Gebäude, die durch eine installierte Heizungsanlage mit Wärme versorgt werden. Die registrierten primären Wärmeerzeugungsanlagen bilden die Gesamtzahl der Heizungsanlagen. Gebäude ohne Heizungsanlage oder mit einer unklaren Heizungsanlage werden nicht berücksichtigt.

Auf der Grundlage der verwendeten Energie-/Wärmequelle und des Wärmeerzeugers werden die Heizungsanlagen in erneuerbare und nicht erneuerbare Kategorien unterteilt.

Bei erneuerbaren Heizungssystemen wird eine erneuerbare Energie- oder Wärmequelle verwendet. Beispiele für erneuerbare Energie- oder Wärmequellen sind Luft, Erdwärme, Wasser, Abwärme, Holz oder Sonne. Beispiele für nicht erneuerbare Energiequellen sind Gas oder Heizöl. Desweiteren gelten elektrische Heizsysteme als nicht erneuerbare Heizsysteme.

Bei Heizungen, welche an einen Wärmeverbund angeschlossen sind, ist die primäre Energiequelle der Heizzentrale eintscheidend bei der Einteilung in erneuerbar oder nicht erneuerbar. Ist in einer Gemeinde für weniger als 80% der Gebäude eine Heizungsanlage erfasst, gilt die Datenlage als unzureichend und es wird kein Wert angezeigt.

Die Daten werden monatlich aktualisiert.

Solarpotential

Die Werte geben die installierte Solarleistung in Prozent an, bezogen auf das wirtschaftlich und technisch realisierbare Potential auf Dachflächen.

Die installierte Leistung umfasst alle bestehenden Photovoltaikanlagen, die für eine Förderung durch den Bund im Einspeisevergütungssystem (EVS) oder für die Einmalvergütung (EIV) angemeldet worden sind. Der Grossteil aller Schweizer Photovoltaikanlagen ist in einer dieser beiden Datenquellen erfasst. Die Zuteilung der Photovoltaikanlagen zu den Gemeinden erfolgt aufgrund der im Herkunftsnachweissystem erfassten Adressen.

Zur Berechnung des wirtschaftlichen und technischen Potentials wird die Dachfläche aller für Solarstrom geeigneten Gebäude innerhalb der Gemeinde herangezogen. Fassadenflächen werden nicht berücksichtigt. Dachflächen von Gebäuden, die in mehr als einem Gemeindegebiet liegen, werden anhand der Adressen innerhalb des Gebäudes den Gemeinden zugeordnet.

Eine geeignete Dachfläche ist 10 Quadratmeter oder mehr und verfügt mindestens über eine mittlere jährliche Sonneneinstrahlung von über 1’000 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Der Belegungsgrad der Dachfläche (Prozentsatz der Dachfläche, die von Photovoltaikmodulen bedeckt werden kann) wird mit 70 % angenommen. Darüber hinaus wird für die Photovoltaik ein Modulwirkungsgrad von 17% angesetzt.

Die Daten werden monatlich aktualisiert. Die Rohdaten werden vom Bundesamt für Energie BFEPronovo und swisstopo bezogen.

Die Verantwortung für die Methodik und die angezeigten Ergebnisse liegt bei geoimpact.

Changelog – Veränderungen an diesem Artikel

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Was wir wann verändert haben und warum.

  • 14. Februar 2024: Zusätzliche Grafik & Anpassung Text zu Kohlenstoffdioxid
  • 5. April 2023: Zusätzliche Grafik zur Trockenheit.
  • 19. Dezember 2022: Zusätzliche Grafiken zu Eis- und Frosttagen im Winter.
  • 9. November 2022: Zusätzliche Grafiken zu erneuerbaren Heizsystemen sowie neues Teaser-Bild.
  • 9. September 2022: Überarbeitung der Grafik zur durchschnittlichen Temperatur. Entfernen der Periode 1991-2020 und visuelle Anpassungen schaffen mehr Klarheit.
  • 31. August 2022: Lancierung des «Klimamonitors».

SRF Meteo, 30. August 2022, 19:55 Uhr

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