Vor gut einer Woche kam es in Schwanden, einem Gemeindeteil von Glarus Süd, zu einem Erdrutsch. Sechs Häuser wurden vom Schlamm begraben, 38 weitere stark beschädigt. Fast 100 Personen mussten in Sicherheit gebracht werden.
Noch immer sitzt der Schrecken vor Ort tief. Es ist unklar, wie instabil der Hang ist. Die Sorge ist gross, dass es zu weiteren Erdrutschen kommen könnte. Ein Glarner Geologe übt nun Kritik an der Gemeinde und sagt, der Erdrutsch hätte vorhergesehen werden können.
Warnungen im Frühling
Am Dienstag berichtete das Nachrichtenportal Watson erstmals über die Vorwürfe des Geologen Mark Feldmann. Demnach sei dieser bereits im Frühling mit seiner Warnung an die Behörden getreten. Im Interview mit SRF erklärt er: «Ich war nicht wirklich überrascht, dass es zu den Erdrutschen kam.»
Der Starkregen in den Tagen zuvor habe die Böden mit Wasser getränkt. «Es war eine Frage der Zeit.» In den vergangenen zwei, drei Jahren hätte man beobachten können, dass es zu Erdrutschen kommen würde. «Dieser Erdrutsch hat sich angekündigt.»
Im April dieses Jahres habe Feldmann dem Gemeindepräsidenten von Glarus Süd ein E-Mail geschrieben, in dem er ihm mitteilte, skeptisch zu sein, was den Hang angehe. Grundlage seiner Bedenken seien Sondierungsbohrungen vor Ort gewesen, die im Dezember des vergangenen Jahres stattgefunden haben. «Ich weiss, was dort herausgekommen ist. Für mich war nach der Auswertung dieser Bohrungen klar, dass man das anders hätte interpretieren sollen.»
«Ich bin kein Unbekannter im Kanton», fügt Feldmann hinzu. Dennoch habe der Kanton die unterschiedlichen Meinungen nicht an einen Tisch gebracht.
Es steht Aussage gegen Aussage
Bei der Gemeinde Glarus Süd kamen die Warnungen des Geologen aber offenbar nicht an. Gemeindepräsident Hans Rudolf Forrer erklärt gegenüber SRF: «So ein E-Mail ist mir nicht bekannt.» Bei den angesprochenen Bohrungen in der Vergangenheit habe man auf die Sicherheit geachtet und entsprechende Massnahmen getroffen. «Wir haben zwei Geologie-Büros involviert, die unser Vertrauen geniessen.»
An der Pressekonferenz der Gemeinde vor einer Woche hatte ein weiterer Geologe bereits erklärt, dass das Gebiet Wagenrunse bei Schwanden bereits seit längerem unter Beobachtung stand. Und tatsächlich: Bereits fünf Tage vor dem folgenschweren Erdrutsch, am 29. August, war es im Gebiet zu Bewegung am Hang gekommen.
Das Gebiet wurde einst umgezont, der Bau von Häusern erlaubt. Sind also bereits früher Fehler passiert? Nein, findet Feldmann. «Das ist alter Kaffee. In unserem Kanton geht es halt nun mal, wohin man auch schaut, steil bergauf.» Aber, findet Feldmann, wenn man wisse, dass ein Erdrutsch drohe, «müssen die Häuser geschützt werden.»
Er ruft darum die Glarner Behörden – mit Blick auf die Zukunft, in der sich Erdrutsche häufen könnten – dazu auf, auch auf Experten ausserhalb des Kantons zurückzugreifen. In einem anderen Fall auf dem Kantonsgebiet, in dem Erdrutsche drohten – nämlich in Braunwald – sei dies bereits geschehen.