Leidet eine Patientin unter Vitamin-D-Mangel? Lässt sich eine Infektion im Blut nachweisen? Solche Fragen klären Laboranalysen. Die Kosten dafür sind in den letzten Jahren gestiegen.
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärt das Jonas Montani so: «Aufgrund des technischen Fortschritts im Bereich der Labordiagnostik sind gewisse Analysen heute zu hoch bewertet. Das BAG hat deshalb mit der Überprüfung der Tarife begonnen. Damit sollen auch überhöhte Tarife und Anreize zu Mengenausweitungen korrigiert werden.»
Aufgrund des technischen Fortschritts im Bereich der Labordiagnostik sind gewisse Analysen heute zu hoch bewertet.
«Generelle Tarifüberprüfung»
Eine erste Phase dieser Überprüfung wurde nach gut zwei Jahren abgeschlossen. Dabei ging es aber noch nicht um die Tarife. Seit kurzem nimmt der Bund jetzt aber – gemeinsam mit Labors, Versicherern und weiteren Beteiligten – die Preise selbst ins Visier. Bei der im letzten November gestarteten zweiten Revision der Analyseliste gehe es um die generelle Tarifüberprüfung, sagt Montani.
Bei den Versicherern macht sich Ungeduld breit: «Seit 2017 läuft offenbar dieses Projekt. Uns dauert das viel zu lange. Hier können die Prämienzahler nicht weiter warten», betont Matthias Müller vom Krankenkassenverband Santésuisse. Der Verband macht deshalb zusätzlich Druck und bezweifelt in einem Antrag ans BAG die Wirtschaftlichkeit der Schweizer Laborpreise.
Seit 2017 läuft offenbar dieses Projekt. Uns dauert das viel zu lange.
Spareffekt von mindestens 300 Millionen
Santésuisse hat Schweizer Labortarife mit jenen im Ausland verglichen. Das Resultat: Schweizer Prämienzahlerinnen und -zahler könnten pro Jahr 300 Millionen Franken sparen, wenn allein die 39 umsatzstärksten Laboranalysen auf das Preisniveau im Ausland gesenkt würden.
«Bei Laboranalysen sind die Preise in der Schweiz noch stärker überhöht als beispielsweise bei Medikamenten. Unser Preisvergleich mit Deutschland, Österreich, Frankreich und Holland hat gezeigt, dass wir im Schnitt in der Schweiz dreimal so viel zahlen wie diese Länder», fasst Müller von Santésuisse zusammen.
Preisüberwacher: Schweiz stets teurer
Auch Preisüberwacher Stefan Meierhans hat schon Schweizer Preise mit jenen im Ausland verglichen – etwa bei Hörgeräten. Dabei zeige sich stets, dass die Schweiz teurer sei. Als jüngstes Beispiel nennt er die Covid-Tests, die in der Schweiz massiv höher tarifiert gewesen seien. Das sei jetzt korrigiert.
Wir haben festgestellt, dass der Covid-Test in der Schweiz massiv höher tarifiert war. Da hat man jetzt angepasst.
Bei der Überprüfung der Labortarife soll der Bund daher auch die Preise im Ausland miteinbeziehen, teilte der Preisüberwacher dem Gesundheitsminister bereits mit. Solche Auslandspreisvergleiche sind aber umstritten.
Laborverband warnt vor falschen Schlüssen
Da müsse man aufpassen, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleiche, warnt Willi Conrad vom Verband der medizinischen Laboratorien der Schweiz FAMH: «Wir haben in der Schweiz viel mehr und kleinere Labors, die näher beim Patienten arbeiten und deshalb schneller sind bei den Resultaten», so Conrad.
Zudem werde ein grosser Teil der Analytik nicht in den Laboratorien, sondern in den Arztpraxen durchgeführt. Das sei natürlich teurer, als wenn einige zentrale Labors grosse Mengen analysieren. Hinzu komme, dass in der Schweiz das Preisniveau generell höher sei, unter anderem wegen Löhnen, Mieten und dem Einkauf von Maschinen und Reagenzien.
Ein grosser Teil der Analytik wird nicht in Laboratorien, sondern in den Arztpraxen durchgeführt.
Der Bund hat seine Überprüfung der Tarife für Laboranalysen nun gestartet. Was das für die Prämienzahler am Ende in Franken und Rappen bedeutet, wird sich zeigen.